28. März 2014

Tulcan (Grenze Ecuador) - San Gabriel - Chota-Tal - Ibarra - Cayambe - Guayllabamba

Dienstag, 4. März

Zum Abschied zeigt sich Kolumbien nochmal von seiner schönen Seite: zur Grenze geht es 2 km schön bergab! Die Grenzmodalitäten gehen dann relativ (!) rasch von Statten und da wir zu zweit sind, kann auch immer einer auf die Räder aufpassen. So haben wir also die Grenzposten bei Rumichaca nach 1 1/4 Std. passiert und machen uns an den Anstieg (wenns runter geht, geht es halt danach meistens wieder hoch) nach Tulcan. Dort wurden wir dann gleich bei den ersten Häusern herzlich willkommen geheißen: Zwei Jungs mit großen Wassereimern schütteten diese mit breitem Grinsen in unsere Richtung und erwischten mich voll! Somit war ich also von oben bis unten komplett nass. Noch bevor wir groß darüber nachdenken konnten, stand ein paar Meter weiter wieder eine Gruppe von Halbstarken. Ich konnte jedoch weit genug auf die andere Straßenseite ausweichen. Allerdings erwischte es diesmal Moude, und so fror ich nicht alleine... Wir hatten uns dann soetwas schon gedacht, holten uns aber beim nächsten harmlos wirkenden Passanten die Gewissheit: Es war ja Faschingsdienstag und hier ist diese Art von Wasserschlacht der Faschingsbrauch! Dementsprechend gibt es in einigen Städten Ecuadors während der Faschingstage große Wasserschlachten.
Nachdem wir auf einen Erdbeershake eingekehrt waren und uns einigermaßen getrocknet hatten, ging es dann auf den hiesigen Friedhof, der für seine schöne gärtnerische Gestaltung bekannt ist. Hier ein paar Eindrücke...





Während unseres Friedhofbesuchs brauten sich schon wieder sehr, sehr dunkle Wolken zusammen und wir überlegten uns lange, ob wir noch weiterfahren sollten. Wir beschlossen, bis zur Panamericana weiter zu fahren und dort dann ein Hotel zu nehmen. Tja, aber Ecuador ist halt nicht mehr Kolumbien... kein Hotel unterwegs bis zu unserem ursprünglichen Ziel San Gabriel auf 38 km! Dabei ging es dann auch gleich mal auf 3300 m hinauf. Willkommen im Land der hohen Vulkane! :) In San Gabriel kamen wir dann echt spät und ziemlich kaputt an. Immerhin so spät, dass wir nicht mehr mit Wassereimern begrüßt wurden.

Auch in Ecuador (San Gabriel) ist Radfahren ein beliebter Sport

In San Gabriel sind wir dann mal wieder bei der Feuerwehr untergekommen.

Erster Eindruck nach einem Tag: Auffällig ist, dass es entlang der Strecke bei weitem nicht mehr so viel Leben gibt. Hotels sind schwer zu finden, Restaurants kommen deutlich seltener und Obststände entlang der Straße sind Mangelware. Man muss also alles ein "bisschen besser" planen und etwas mehr Proviant mit dabei haben. Die Berghänge werden nicht mehr bis auf die kleinste Stelle mit Landwirtschaft genutzt - oftmals sind die Berghänge komplett unberührt, und dann meist aber auch recht karg. Leider gewinnt man bereits nach einem Tag den Eindruck, dass sich die Ecuadorianer etwas verschlossener zeigen als die Kolumbianer. Sie sind zwar immer noch extrem freundlich, aber den ersten Schritt muss man meist selber machen. Oft ist bereits nach einer Frage das Eis bereits gebrochen und man ist in ein Gespräch verwickelt. Dennoch wird hier nicht so schnell jemand neben dir anhalten und dir eine Mango oder einen Energiedrink schenken.  


23.Etappe: 55,6 km, 999 m bergauf, 1156 m bergab, höchster Punkt: 3298 m, niedrigster Punkt: 2754 m

Mittwoch, 5.März

Von San Gabriel sollte es dann über das Chota-Tal bis hin nach Ibarra gehen. Wie weit wir kommen würden, konnten wir aber erst mal nicht abschätzen und machten uns halt mal auf den Weg...

Unterhaltung zum Fühstück: Aus unserem Restaurant hatten wir ein tollen Blick auf die strengen Polizei-/ Zollkontrollen. Teilweise wurden die Autos bis in den letzten Winkel durchsucht. Kampf den Drogenschmugglern!

Die Berghänge oft sehr karg, bei weitem weniger Landwirtschaft!

Das Chota-Tal: im Tal selber scheint sehr fruchtbarer Boden zu sein, hier ist alles grün. Wir erreichten es nach langer Abfahrt, was bedeutet, dass das Tal auf angenehm temperierten 1600 m liegt.


Da Moude sich nicht mehr fit genug fühlte, den Anstieg bis Ibarra heute noch zu machen, machten wir uns auf die Suche nach einem Nachtlager. Und tatsächlich wurden wir ziemlich schnell fündig. In einer kleinen Ferienanlage gab es Zimmer für 25 Dollar. Aber nach kurzem Quatschen hatten wir erreicht, dass wir unsere Zelte im Garten (direkt am Pool!) für 5 Dollar aufschlagen konnten. Da es absolute Nebensaison war und wir die einzigen Gäste, war es nicht allzu schwer. Deutlich schwerer war es, hier noch etwas zu Essen zu bekommen. Der einzige Anwesende des Personals war quasi Rezeptionist, Barkeeper und Koch in einem, aber eigentlich die ganze Zeit nur an einem PC mit Youtube beschäftigt. Und so machte er jedes mal einen leicht genervten Eindruck, wenn er mit uns etwas Geld verdienen konnten, weil wir hungrig oder durstig waren. Die Zubereitung des Frühstück am nächsten Tag wurde uns von unserer Hotel-Allzweckwaffe und auch von den Putzfrauen quasi verweigert, da es anscheinend kein Brot gab. Aha! Ich hatte bisher noch nie so faule und lethargische Leute getroffen wie in diesem Tal.
Wir nutzten aber das Internet zum Blogschreiben und vor allem das warme Wetter zum Waschen. Hier würden unsere Klamotten nach dem "Waschen" endlich mal wieder richtig trocken werden. Und natürlich stand eine Runde im Pool auf dem Programm.

Super Zeltplatz direkt am Pool. Was auf dem Bild allerdings nicht zu sehen ist, sind die 10 Millionen Moskitos!

24. Etappe: 50,4 km, 874 m bergauf, 2834 m bergab, höchster Punkt: 2834 m, niedrigster Punkt: 874 m


Donnerstag, 6. März

Relativ früh, um der Hitze im Chota-Tal zu entgehen, machten wir uns auf den Weg nach Ibarra, nach einigen weiteren Kilometeren durch das Tal wurde es langsam wieder bergiger und endete schließlich in einem steilen Anstieg.

Langsam wurde es wieder bergiger

Immer wieder waren lustige Fehlerteufelchen zu bewundern. So warb zum Beispiel auf einer meterhohen Wand ein "Nigt Club", dann vielleicht doch lieber beim Spanisch bleiben?!?

alles etwas karger

Hier ging es dann die Serpentinen hoch!

Ich war bergauf ausnahmsweise mal schneller! :)


Kurz vor Ibarra kamen wir dann an einer Lagune vorbei. Das nutzten wir natürlich gleich und machten es uns mit einer Wassermelone (die wurde praktischerweise 100 Meter zuvor verkauft) im Gras gemütlich. Es war nur wenige Hundert Meter von der Panamericana entfernt, aber trotzdem total entspannend und ruhig! Wir überlegten schon fast, hier die Zelte aufzuschlagen. Da wir aber noch nicht so viel gefahren waren und noch einiges anschauen wollten, sind wir nach kurzer Siesta doch wieder aufgebrochen...


... um genau 3 Kilometer weiter bis in die Altstadt von Ibarra zu gelangen. Dort herrschte eine so angenehme und ruhige Atmosphäre, dass wir bei einem Eisbecher beschlossen, dann doch hier zu bleiben. Ibarra bot uns dann neben einem Geldautomaten, Internet, internationalem Essen und einem großen Supermarkt auch viel Flair und Fotomotive...










25. Etappe: 34,8 km, 998 m bergauf, 343 m bergab, höchster Punkt: 2232 m, niedrigster Punkt: 1530 m

Freitag, 7. März

Von Ibarra aus sollte es heute über das kleine Örtchen Otavalo mit seinen bekannten Indigenas-Märkten weiter bis nach Cayambe gehen. Doch bereits nach wenigen Kilometern verließen Moude die Kräfte und sie stieg auf einen Bus um - mit dem Ziel sich in Cayambe wieder zu treffen. Also machte ich mich alleine auf den Weg.
In Otavalo besuchte ich dann einen der Märkte, komplett vollgestopft mit den typischen Souvenirs und Mitbringseln, hauptsache alles in Farbe und bunt! ;) Also wirklich ein reiner Tourimarkt. Am Wochenende gibt es wohl einen Bauernmarkt mit Erzeugnissen aus den umliegenden Indigenasdörfern und vor allem aber auch mit vielen Tieren. Da war ich aber noch einen Tag zu früh. :( Aber dennoch war der Abstecher nach Otavalo recht interressant, schon allein aufgrund der typischen Tracht und Mode der dort lebenden Indigenas: die Frauen tragen lange schwarze Röcke, Hut und viel Schmuck, sowohl die Frauen als auch die Männer tragen lange schwarze Haare, diese dann meist zu einem Zopf geflochten.

Typisches Indigena-Päärchen


Hauptsache bunt...!



Das ganze Stadtbild war recht bunt!


Nach Otavalo ging es noch an dieser Lagune vorbei, danach wieder schön weit bergauf, danach aber jedoch wieder lange bergab bis Cayambe. Bereits hier an der Lagune und eigentlich immer seitlich von mir seit Ibarra befindet sich der Vulkan Imbabura mit 4621 m, aber wie auch schon die vorherigen Tage bleibt es bewölkt und von einer Fern- bzw. Gipfelsicht kann keine Rede sein. Ab ca. 3500m Höhe umgibt alles eine graue Wolkenwand. Es ist halt gerade Winter in Ecuador, da darf man nicht allzu viel erwarten! :(

Und so bleibt mir auf meiner Abfahrt nach Cayambe auch jeglicher Blick auf den gleichnahmigen Vulkan, den drittgrößten Ecuadors, mit seinem schneebedeckten Gipfel auf 5790 m verwehert. Ich sah nur grau, so hätte es aussehen können:
Leider nur ein Bild aus dem Internet :(
Als ich relativ spät am Nachmittag in Cayambe ankomme, checke ich meine Mails und erfahre, dass es Moude im Bus dann ziemlich schlecht ging und sie deshalb auch eingepennt ist. Der Busfahrer hat vergessen, sie zu wecken und deshalb ist sie schon eine Station weiter kurz vor Quito. Ich beschließe mir keinen Stress zu machen und suche mir in Cayambe ein Zimmer.

26. Etappe: 55,6 km, 1148 m bergauf, 561 m bergab, höchster Punkt: 3091 m, niedrigster Punkt: 2198 m

Samstag, 8, März

Frühstück in Cayambe mit der hiesigen Spezialität: Chocolate und Bizcochos. Die schmecken zwar relativ fad, jedoch wenn man auf die altbewährte Oma-Methode zurückgreift und die Bizcochos eintunkt/einbrockt, schmecken sie ganz ok.


Schuhputzallee in Cayambe

Nach dem Frühstück ging es weiter nach Guayllabamba, wo ich Moude wieder treffen sollte. Insgesamt eine recht kurze und einfache Tour, allerdings will ich auch gar nicht unbedingt weiter fahren, denn nächstes Ziel wäre dann schon Quito und das wollte ich eigentlich am Sonntag erreichen. Nicht nur dass der Verkehr auf den Straßen nach Quito sonntags allgemein deutlich weniger ist, seit vielen Jahren gibt es jeden Sonntag in Quito den "Ciclopaseo". Dort werden mehrere große Hauptstraßen von 8 bis 14 Uhr für den Kraftverkehr komplett gesperrt und die Straßen stehen nur Radfahrern, Inlineskatern, Joggern oder einfach den Familien zum Spielen und Spazierengehen zur Verfügung. Das wollte ich dann natürlich auch für meine Fahrt durch die Millionenstadt nutzen.

Ich musste dieses Schild einfach mal fotografieren. Es ist mir schon so oft begenet und aber es erfreut mich trotzdem jedesmal wieder aufs Neue! :)

Kurz nach Cayambe überquerte ich dann den Äquator, der hier durch ein großes Denkmal gekennzeichnet ist. Bei Quito gibt es auch nochmal eines, welches deutlich bekannter ist, aber das liegt nicht direkt auf dem Äquator! Im Gegensatz zu diesem, mein GPS zeigte mir schön brav 0,0°


Sommer, Winter, Sommer, Winter...

Das Denkmal "Mitad del Mundo" mit der Erdkugel

Sonst gab es nichts mehr Aufregendes auf dieser Strecke und das landschaftliche Bild veränderte sich auch nicht mehr. Heißt also: die Berge waren weiterhin in den Wolken...! ;)
In Guayllabamba hatte ich dann Moude im Hostel wieder getroffen. Ihr ging es gesundheitlich immer noch sehr schlecht, weshalb sie auch den kompletten Tag nur im Zimmer verbrachte. Allerdings gab es in dem Ort außer Essen auch überhaupt nichts zu tun.

27. Etappe: 37,3 km, 468 m bergauf, 1180 m bergab, höchster Punkt: 2836 m, niedrigster Punkt: 2138 m

Sonntag, 9. März

Zum Frühstück gab es hier mal wieder was neues: Suppe mit Gemüse und Hühnerfleisch ist ja üblich, aber dazu Limone und Popcorn war uns neu! :)

Gestärkt vom Frühstück ging es nun nach Quito hoch, dazu mussten aber auf einer Strecke von 20km nochmal 1000 Höhenmeter überwunden werden, denn Quito liegt auf fast 2900 m! Und das bei so kühlen Temperaturen wie heute, das lässt einem glatt die Haare zu Berge stehen!

Immerhin war, wie erhofft, kaum Verkehr auf den breiten Straßen.
 Nach zähem Anstieg bin ich dann endlich in Quito angekommen. Und auch noch rechtzeitig bevor der Ciclopaseo um 14 Uhr endete. Immerhin musste ich noch gut 12 km bis zu meiner Unterkunft durch Quito fahren!

Auf den leeren Straßen war die Fahrt dann kein Problem.

Alvaro begleitete mich ein ganzes Stück. Er ist jetzt 68 und fährt noch regelmäßig einmal pro Monat auf die umliegende Berge, was hier immerhin 4000 m Höhe bedeutet!

Angekommen in "meinem" Viertel für die nächsten zwei Wochen: Mariscal. Das ist das Touriviertel mit vielen Hotels, Reiseagenturen, Restaurants und Nachtleben.

In Quito steht nun für die nächsten Wochen ein bisschen Sightseeing, Ausspannen, Organisieren und eine Vulkantrekkingtour auf dem Programm.


28. Etappe: 37,0 km, 1172 m bergauf, 563 m bergab, höchster Punkt: 2882 m, niedrigster Punkt: 1953 m