19. März 2014


Trampolin de la muerte - Sibundoy - Laguna la Cocha (El Encano) - Pasto

Dienstag, 25. Februar

Nach der kurzen Erholung und dem kleinen Ausflug an den Rand des Amazonasbeckens hieß es heute sehr früh aufzustehen. Der Wecker klingelte um kurz vor 6 Uhr, damit ich um spätestens 6:30 Uhr, sobald es hell genug war, loskommen sollte. Erstaunlicherweise hat das auch genau so geklappt! :)
Der Grund für das frühe Aufbrechen heißt "Tampolin de la muerte" (Trampolin des Todes). So wird die Straße zwischen Mocoa und Sibundoy genannt und das nicht ohne Grund. Es handelt sich wahrscheinlich um die schlimmste Straße zwischen zwei regionalen Hauptstätten (Mocoa und Pasto) in ganz Südamerika. Und gleichzeitig gilt sie für viele Reiseradler als schönster Streckenabschnitt auf deren Reise. Sie zeichnet sich hauptsächlich durch extrem schlechte Fahrbahnverhältnisse, wenig Platz, oftmals schlechter Sicht, viele Serpentinen, traumhafte Ausblicke, tolle Täler, viele Bäche und Wasserfälle und einer extremen Steigung aus. Und bis auf die tolle Aussicht von oben kann ich das komplett bestätigen!

Nachdem man von Mocoa aus noch gute 10 km auf asphaltierter Straße genießen kann, geht es irgendwann über eine Brücke und dann entlang eines Flusses hinein in dieses schöne Tal...

... und zwar auf dieser Straße! Sehr eng (an vielen Stellen passt gerade so ein LKW durch, selbst ein Rad hat dann keinen Platz mehr), viele Kurven und Serpentinen, richtiger schlechte Kies-/Steinbelag und natürlich ständig nach oben!

Immer wieder quert ein Bach die Fahrbahn, da heißt es dann Schwung holen und möglichst trockenen Fußes durch zu kommen.

Ab der zweiten Querung hatte sich das aber eh erledigt, da ich dermaßen schwitzen musste, dass es an mir eh keine trockene Stelle mehr gab...!

Viele und auch richtig hohe Wasserfälle!


Hier sieht man es ganz gut: Enge Straße, Wasserfall und stetig nach oben!

Und sie steigt und steigt und steigt...

Irgendwann zog dann auch noch schön dichter Nebel auf.
 Gute Sicht wird auf dieser Strecke eh überschätzt! Dann halt nach Gehör...!

Kurzzeitig änderte sich der Straßenbelag von Stein zu Sand, was allerdings bei dem feuchten Wetter eher zu Schlamm wurde und somit das Fahren auch nicht besonders erleichterte.

Aber immer wieder genoss man auch wirklich tolle Ausblicke!

Da musste ich wirklich kurz lachen! Keine Ahnung wie man an dieser Stelle auch nur ans Überholen denken könnte. Aber anscheinend ist den Kolumbianern alles zuzutrauen!

Nach 35 km und ziemlich genau 7 Stunden bin ich dann endlich am "Mirador" auf über 2100 m Höhe angekommen (gestartet bin ich bei 550m)! Ich war echt ziemlich kaputt und habe das nicht besonders gute Essen, das mir die drei Jungs zubereitet haben, sowas von genossen!

Leider war nicht nur die Sicht gleich null (anscheinend hat man sonst einen wahnsinnig tollen Blick auf Mocoa und das Amazonasbecken), sondern es fing während des Essens auch dermaßen zu schütten an und nahm kein Ende. Also beschloss ich nach einiger Zeit des Wartens mir für das restliche Stück eine Mitfahrgelegenheit anzuhalten. Eigentlich wollte ich noch ein paar Kilometer machen, da es ab hier erstmal wieder ein Stück nach unten und eben weiter geht (bevor es dann nochmal auf 2700m ansteigt), aber das war mir bei diesem Wetter nicht vergönnt. 

Nachdem mich ein Pick-up auf den hinteren Sitzplätzen aufgenommen und das Rad auf dem Dach verstaut war, konnte ich dann auf den restlichen 50 km weiter tolle Aussichten genießen 


Immer wieder gab es komplizierte Ausweichmanöver...

...bis dann irgendwann das Tal von Sibundoy in Sicht kam.


In Sibundoy hab ich dann gleich noch die Tankstelle aufgesucht, wo ich mich, wie vorher verabredet, mit Moude wieder traf um dort die Zelte aufzuschlagen. Sie hat sich das Trampolin vorsichtshalber komplett erspart und ist bereits ab Mocoa mit dem Bus gefahren.

So schön kurvig und zackig sieht das dann auf ner Karte aus.


18. Etappe: 34,8 km, 2373 m bergauf, 832 m bergab, höchster Punkt: 2107 m, niedrigster Punkt: 552 m


Mittwoch 26. Februar

Nach notdürftigem Trocknen der Zelte (nachts hatte es mal kurz geregnet) machten wir uns auf den Weg von Sibundoy nach El Encano. Zunächst ging es ne ganze Weile eben dahin bis sich uns dann wieder ein gewaltiger Anstieg in den Weg stellte, 1100 Höhenmeter mit kontinuierlicher Steigung galt es zu bewältigen. Dabei war die Straße lange Zeit in recht gutem Zustand, ab einer Höhe von 2800 m endete jedoch der Asphalt und eine Dreck-Schotter-Straße führte das letzte Stück bis knapp über 3200 m. Zum einen die schlechten Straßenbedingungen, zum anderen aber auch die Erschöpfung veranlassten Moude dazu, ab hier wieder eine Mitfahrgelegenheit zu suchen. Ich quälte mich weiter hinauf und war froh, einigermaßen in Bewegung zu bleiben, denn in dieser Höhe wurde es verdammt kalt! Nachdem die Straßenverhältnisse ganz oben dann so richtig schlecht wurden, führte dies bei der Abfahrt auf der anderen Seite zu einem schritttemposchnellen Schlaglochausweichen!

Fahrender Kaufladen kurz hinter Sibundoy

Wackelige Angelegenheit

Hier begann die Straße richtig schlecht zu werden

 Irgendwann kam aber auch auf der anderen Seite zunächst eine lange Baustelle und anschließend dann jedoch wieder Asphalt, weshalb sich die restliche Abfahrt dann doch noch einigermaßen angenehm, wenn auch recht kalt gestaltete. In der Baustelle war jedoch noch ein Balancieren durch knöcheltiefen Schlamm angesagt. Absteigen musste ich zum Glück, aber das Rad später noch ordentlich putzen.

Am Ende der Abfahrt zeigt sich dann zum ersten Mal auch die schöne Laguna la Cocha, zumindest soweit es der Nebel und die Wolken zulassen.

Angekommen in El Encano hieß es dann erst mal...

...ab in den Fluss und Komplettreinigung (Rad, Taschen und Nigi)!

So ein Schalter ist mir hier zum ersten Mal begegnet, er befand sich in der Dusche und sorgte für warmes Wasser.

Bei unserer Suche nach einem Restaurant trafen wir auf der Straße auf James und seine Freundin (rechts). Er wollte uns sofort zu einem Kaffee einladen, da er allen ausländischen Touristen zeigen will, dass sie in Kolumbien herzlichst willkommen sind. Und da er auch unbedingt sein Englisch aufbessern wollte, haben wir uns zu einer heißen Schokolade "überreden lassen". Später kam dann auch noch seine Mutter (links) dazu.


19. Etappe: 43,5 km, 1437 m bergauf, 767 m bergab, höchster Punkt: 3242 m, niedrigster Punkt: 2089 m

Donnerstag, 27. Februar

Bevor es heute weiter nach Pasto gehen sollte, statteten wir morgens erst noch der Lagune eine kurzen Besuch ab. Schon auf der Zubringerstraße befindet man sich in einem extrem touristischen Kolumbien. Ein Restaurant reiht sich an das andere, überall gibt es Fisch zu essen und kaufen, zig Hotels bieten Übernachtungsmöglichkeiten und mindestens genauso viele Boote stehen bereit, um einen über die Lagune zu schippern. Da wir uns aber gerade in der absoluten Nebensaison befinden, waren wir so ziemlich die einzigen Touristen und so versuchten etliche Einheimischen auch mehrmals, uns zu einer Bootsfahrt zu überreden. An sonnigen Wochenenden in der Hauptsaison kommen täglich bis zu 10.000 Touris hier her gepilgert, dann muss hier Ausnahmezustand herrschen. Mit diesem Wissen sind wir sehr froh, in der Nebensaison da zu sein und können somit auch mit dem immer schlechter werdenden Wetter leben.

Restaurant an Restaurant, und überall gibt es das gleiche.


Alles sehr hübsch angelegt.



 Heute will keiner Boot fahren.



 Die Lagune
 

Ich würde sagen: ein typischer Reiseradler; mit Socken in den Sandalen und die Hose in den Socken! :)


Da sich das Wetter immer weiter verschlechterte und der Regen immer mehr zunahm, beschlossen wir für die heutige, kurze Etappe ein Colectivo zu nehmen. Außerdem war ich nach den letzten beiden anstrengenden Tagen reif für ne Pause! Also Räder aufs Dach und schwubs waren wir nach einer halben Stunde Fahrt schon an unserm Ziel...


...Pasto.


Pasto, hauptsächlich bekannt für seinen großartigen "Schwarz-und-weiß-Karneval", ist eine geschäftige Stadt mit sehr lebhaftem Zentrum, vielen Geschäften, Einkaufspassagen mit allem Nützlichen und jedem erdenklichen Schrott, vielen Restaurants, extrem vielen Kirchen (Pasto gilt als sehr gläubig), einigen Kolonialbauten und leider auch extrem viel Verkehr und schlechter Luft. Insgesamt war es für unseren Pausetag jedoch sehr angenehm, da es alles notwendige gab und das auch immer in sehr naher Umgebung. Außerdem hatte ich mich schon dermaßen auf etwas anderes als irgendeine Art von Hühnchen gefreut! Dass die mittags heiß ersehnte Pizza dann beschissen schmeckte, konnte ja keiner wissen. Also gab es abends wieder Hühnchen, das können sie zumindest immer! :)

Ein paar Eindrücke von Pasto: Kirche...

Kirche und Kolonialbauten

 Kirche und bunte Häuser

Nein, diesmal keine Kirche, sondern nur Kolonialgebäude.

Aber hier wieder Kirchen...


Coole Sau...

 ... eine Spezialität im Süden Kolumbiens: Lechona, Schweinefleisch gefüllt mit Reis, Zwiebeln und Erbsen.






Hier kann man sich noch Briefe auf richtigen Schreibmaschinen schreiben lassen! Wo gibt es das heutzutage noch???


Verkauft wird alles und an jeder Ecke...!



Pasto ist direkt am Fuße des noch immer sehr aktiven Vulkans Galeras gelegen. Bei klarem Wetter kann man die ständig aufsteigenden Rauchschwaden sehen. Das war uns allerdings nicht vergönnt, wir sahen quasi den Vulkan vor lauter Rauchschwaden nicht. :(