23. März 2014

Pedregal (+6) - Ipiales (Grenze zu Ecuador)


Samstag, 1. März

Nach dem Pausetag folgte gleich am Morgen des heutigen Tages direkt ab Pasto ein kleiner Anstieg von ca. 2500 m auf 3185 m. Schon nach den ersten Kilometern setzte sich wieder mal ein Rennradfahrer neben uns (also erst mal neben mich, denn Moude war natürlich schon wieder ein ganzes Stück weiter vorn), um ein wenig zu quatschen und etwas über uns zu erfahren. Es war Oscar, der eigentlich den Anstieg als kleines Morgentraining absolvieren wollte. Aber irgendwie hatte er dann solchen Gefallen an Moude gefunden, dass er den kompletten Anstieg in unserem Schneckentempo nebenher fuhr (jetzt dann hauptsächlich neben Moude :) ) und somit mit Sicherheit nicht den gewünschten Trainingseffekt erzielte. Aber wann trifft man schon mal auf solche Leute...
Insgesamt stellte ich bei diesem Anstieg zwei Dinge fest, nämlich dass a) so ein Pausetag echt gut tun kann und man wieder deutlich mehr Energie hat und relativ leicht oben ankommt und b) es immer ab einer Höhe von ca 2800 m echt kalt wird!


Oscar bei einer unserer Trinkpausen, insgesamt waren mal wieder sehr viele Radfahrer unterwegs (siehe Hintergrund)

Nach dem morgendlichen Anstieg wurden wir dann zweierlei belohnt:
Zum Einen mit wunderbaren Ausblicken auf eine tolle Landschaft, zum Anderen mit einer kontinuierlichen Abfahrt bis auf 1700 m!

Natürlich wieder viel Landwirtschaft an den Hängen.


Kurz vor Pedregal gab es dann noch eine beeindruckende Schlucht


In Pedregal angekommen machten wir uns dann zunächst auf die Suche nach der Feuerwehr - Fehlanzeige. Eine Mini-Polizeistation war zwar vorhanden, aber da konnten wir nicht bleiben. Also fragten wir mal wieder nach unserer Allzweckwaffe - einer Tankstelle. (Man muss dazu sagen, dass ich vergessen hatte Geld abzuheben, es in Pedregal keinen Automaten gab und wir uns so entscheiden mussten zwischen Hotel oder Essen... :(  ) Wir wurden dann von zwei Leuten unabhängig voneinander in unsere morgige Richtung geschickt, mit beidesmal der gleichen Aussage von 3 Kilometern bis zur Tankstelle. Also vertrauten wir den Männern und machten uns schnell auf den Weg, da sich starker Regen am Himmel andeutete. Wie man sich ja schon denken kann, war nach 3 km noch nichts zu sehen, auch nicht nach 4 km und 5 km. Dabei muss man dazusagen, dass die Wolken immer dunkler wurden und näher kamen und es stetig bergauf ging, weshalb 5 km am Ende eines Tages schon echt viel sein können. Soviel mal wieder zur kolumbianischen Wegangabe - eigentlich sollten wir schon schlauer sein! Als nach 6 km ein kleines Dörfchen, aber ohne Tankstelle, kam, beschlossen wir, an einer Service-Station (dort befinden sich meist Sanitäter und Krankenwagen) nach einer Unterkunft zu fragen. Und da diese gerade neu aufgebaut, aber noch nicht fertig eingerichtet war, stellten sie uns zwei riesige Räume mit angrenzenden Toiletten und Waschbecken für uns alleine zur Verfügung. Zudem durften wir deren Küche benutzen, welch Luxus! (Achja, falls sich jemand fragt: die Tankstelle kam dann bei Kilometer 8)
Hier richteten wir unser Schlaflager ein...

 ... mit großer Terrasse und grandiosem Blick aufs Dörfchen und das Tal.

21. Etappe: 46,3 km, 897 m bergauf, 1590 m bergab, höchster Punkt: 3185 m, niedrigster Punkt: 1727 m

Sonntag, 2. März

Heute stand die Fahrt bis zum Grenzort Ipiales auf dem Programm. Nicht besonders weit, aber wieder einiges nach oben. Dort wollten wir dann wieder einen Tag bleiben, um eine recht beeindruckende, nahegelegene Kirche zu besichtigen. Jaja, schon wieder eine Kirche, aber diese sollte den Weg wirklich wert sein.
 Vor dem Losfahren gab es mal ein gemeinsames Foto mit den Fahrrädern.
 Und dann ging es weiter entlang diesen schönen Tales, mit einem riesigem Wasserfall.


 Am letzten Anstieg vor Ipiales machten wir dann eine Mittagspause in einem Restaurant am Straßenrand. Und wer hält plötzlich mit seinem Moped vor dem Restaurant an? Oscar, der Rennradfahrer vom Vortag. Erst setzte er sich zu uns und trank ein Bierchen mit und dann bot er uns noch freundlicherweise an, dass wir in einem leerstehendem Zimmer in seinem Haus in Ipiales (in Pasto studiert er nur) übernachten können. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und verabredeten uns für später in Ipiales. Dort holte er uns ab und brachte uns gleich zu sich nach Hause. Aus dem gemeinsam Kochen musste ich mich dann jedoch leider raushalten, denn ich hatte den restlichen Nachmittag/Abend ein sehr intensives Rendevouz mit der Kloschüssel. Tja, das Kapitel war also nach über einem Monat immer noch nicht abgeschlossen und wird es wahrscheinlich auch niemals sein... :(
Oscar musste zwar am nächsten Tag frühmorgens wieder zurück nach Pasto, aber er gab uns ohne Weiteres einfach seinen zweiten Hausschlüssel und überließ uns die komplette Wohnung alleine! Das nenn ich Vertrauen!

Unser Zimmer.

Am nächsten Tag ging es dann (aufgrund des Regens jedoch mit dem Bus) zur kurz vor Ipiales gelegenen "Santuario de las Lajas", im Hintergrund schon zu erkennen.
 

Kurz vorher sieht man sofort, dass es sich um einen sehr touristischen Ort, da sehr wichtiger Pilgerort, handelt. Von religiösen Souvenirs, sämtlichen Essen bis hin zu Lamas als Fotomotiv war alles geboten!

Außerdem gab es unzählige dieser Steintafeln. Ursprünglich war der Legende nach eine Frau mit ihrem stummen Kind in dieser Schlucht unterwegs und schlief dort bei einer Rast kurz ein. Nach dem Erwachen stellte sie erschrocken fest, dass ihre kleine Tochter nicht mehr da war. Bei ihrer Suche hörte sie plötzlich jedoch ihre Tochter neben sich über eine Steintafel sprechen, die dort zu Ehren der Jungfrau Maria angebracht war. Aufgrund dieses Wunders wurde an der Stelle über der Steintafel eine Kapelle errichtet, nach einigen Jahren dann irgendwann über der Kapelle die Kirche Santuario de las Lajas. All diese weiteren Steintafeln bezeugen von weiteren Wundern, welche jedoch von der katholischen Kirche nicht anerkannt werden (nur das erste).


Die Kirche ist direkt an den Fels gebaut, wie man an der steinernen Rückwand sieht.

Ein Besuch lohnt wirklich!


22.Etappe: 38,0 km, 1363 m bergauf, 284 m bergab, höchster Punkt: 2938 m, niedrigster Punkt: 1865 m