4. September 2014

Bis Jauja -20

Freitag, 13. Juni

Von Tingo Chico aus führte mich die Straße durch mehrere kleine Bergdörfchen. Die Leute hier leben von Landwirtschaft - ansonsten gibt es hier nicht sehr viel. Immerhin haben mittlerweile so gut wie alle Dörfer Anbindung an das Stromnetz.

 Eines der Bergdörfer


Mais an allen Ecken...

...und in allen Farben.

Viele Häuser wirken etwas heruntergekommen, ...

...allerdings nicht so sehr wie die Straße.

Heute wartete mein nächster 4000er Pass auf mich. Die Straße schraubte sich also kontinuierlich, allerdings in angenehmer Steigung, nach oben, bis ich auf der Passhöhe zur Corona del Inca
(Krone der Inkas) gelangen sollte.

Es gibt ja viele Felsen, die anscheinend irgendwelchen Tieren oder Dingen ähneln sollen und deshalb danach benannt wurden, aber bei der Corona del Inca kann man das tatsächlich mal bestätigen!

Anschließend ging es dann in rasanter Abfahrt von über 4000 Meter auf 2000 Meter hinunter. Hier war das Klima auch gleich wieder etwas angenehmer/wärmer.

Angekommen in Huanuco - mal wieder eine etwas größere Stadt. Ideal für einen Pausetag!
Also suchte ich mir ein gemütliches Hotel mit Pool und Fernseher für die WM, schrieb am Blog und aß und trank mich zwei Tage lang durch sämtliche Leckereien auf dem Markt.

Sonntag, 15. Juni

Nach dem Pausetag ging es gut gestärkt weiter Richtung Süden.
Dort begenete mir diese interessante Truppe!

Wie sich nach einem kurzen Gespräch herausstellte, handelte es sich um den Jahrestag der Taxi-/Tuktuk-Zentrale eines kleinen Ortes. Das schönste Tuktuk soll einen Preis gewinnen.
Ich muss übrigens feststellen, Jahrestage feiern sie hier sehr gerne!

Entlang der Straße...

Hier handelte es sich übrigens nicht um einen natürlichen Wasserfall, sondern um das Abwasser und die Öffnung des Abwasserkanals einer Mine. Sieht ganz schön aus, ist aber nicht so dolle für die Umwelt.

Nachdem ich in Huanuco auf 2000 Metern gestartet war, lag mein grobes Ziel "Cerro de Pasco" wieder auf knapp 4300 Metern. Unterwegs kam nicht allzu viel an größeren Orten, also galt es heute schon zu planen, wie es mit Übernachtung und der Etappe am nächsten Tag weiter gehen soll. Denn da stand ja das erste Spiel der Nationalmannschaft gegen Portugal auf dem Plan und das wollte ich unbedingt sehen. Schließlich beschloss ich, möglichst weit zu kommen, um am nächsten Tag die restlichen Höhenmeter bis zum Spiel morgens noch zu bewältigen. Auf knapp 3500 m und 36 km vor Cerro de Pasco war dann aber Schluss, denn es wurde schon dunkel. Zum Glück fand ich noch einen einigermaßen ebenen Zeltplatz, der nicht direkt neben der Straße lag. Das ist bei diesen Bergstraßen manchmal gar nicht so einfach.

Montag, 16. Juni

Heute war es also soweit: Das erste Spiel der Nationalmannschaft. Davor musste ich jedoch noch einiges an Höhenmetern und Strecke hinter mich bringen. Also klingelte der Wecker auch schon um 6:00 Uhr in der Früh. Mit Frühstück und Packen kam ich dann aber mal wieder nicht ganz so schnell los wie geplant. Also war ein bisschen schnelleres Radeln angesagt. Tja, nur begann nach kurzer Zeit die Straße immer schlechter und leider auch steiler zu werden. So zogen die Minuten und Stunden ziemlich schnell vorbei und ich kam meinem Ziel nicht so wirklich näher. Also musste ich mir vorsichtshalber mal einen Ausweichplan zulegen, damit das mit dem WM-Spiel klappt. Der war dann, einfach vorher an sämtlichen Ortschaften - die es aber kaum gab - und einzelnen Häusern zu fragen, ob es dort eine Möglichkeit gibt, das Spiel anzuschauen. Wie sich herausstellte, befand ich mich in diesem Tal in einem "Fernsehloch". Die paar Ortschaftchen, die ich passierte, waren alle komplett fernsehbefreit. Also reifte Plan C heran, einfach das nächste größere Auto, Pickup, LKW, etc. anzuhalten und um eine Mitfahrgelegenheit zu fragen. Aber man will es nicht glauben, aber wenn man am dringensten Verkehr möchte, ist so gut wie keiner vorhanden! :( Und so wurde es immer später und meine Pläne schwindeten so langsam dahin. Bis ich irgendwann hier vorbeikam:

Da über dem einen Eingang groß "Restaurant" stand, hielt ich an und fragte auch hier, ob sie das Spiel anschauen würden. Und kaum zu glauben, eine halbe Stunde vor Anpfiff, erhielt ich die Antwort, dass sie alle Spielen anschauen. "Ob ich denn mitschauen könnte?" "Hm, klar doch, eigentlich kein Problem." "Juhu!" Also trat ich ein und sah... erstmal nichts. Es war eigentlich nur ein leerer Raum, keine Stühle, keine Tische und vor allem kein Fernseher! "Ob sie denn das Spiel nicht im Restaurant zeigen?" "Ein Restaurant haben sie schon lange nicht mehr. Das steht nur noch draußen über der Tür. Aber ich dürfte gerne im Wohnzimmer mitschauen" Aha, auch egal, hauptsache das Spiel sehen, auch wenn es auf einer kleinen Flimmerkiste ist... 

Aber weit gefehlt, im kleinen Zimmer in der Ecke stand ein riesen Flatscreen!

Und so wurde es ein sehr schöner Fußball-Mittag (das Spiel war um 11 Uhr), da ja auch das Ergebnis passte. Vor allem da meine Gastgeberfamilie auf Portugals Seite war - der Sohn großer Ronaldo-Fan - und es so vor und während des Spiels immer wieder Sticheleien gab.

Aber am Ende war es dann doch nicht so schlimm für James und seine Eltern und so gab es ein versöhnliches Abschlussfoto.

Anschließend ging es mit sehr guter Laune und durch eine schöne Landschaft mit vielen Lamas weiter nach oben...
...bis ich schließlich in Cerro de Pasco angekommen war - um es mal unverblümt zu sagen:
einem ziemlichen Drecksloch!
Was es nicht unbedingt schöner macht ein riesiges Loch in der Mitte der Stadt! Dies ist quasi der Zugang zu der riesigen Mine, die die komplette Stadt prägt. Als Arbeitgeber, als Umweltverschmutzer, als Einsturzgefahr... Die Einsturzgefahr war dann zeitweise so präsent, dass die Mine kurzzeitig stillgelegt und einfach mal so eine Umsiedlung der 70.000 Einwohner in Betracht gezogen wurde. Aber schließlich hat man nur die paar Häuser in nächster Umgebung zum "Loch" verlassen und arbeitet normal weiter.
Immerhin gab es eine billige Unterkunft und gutes Essen und so verbrachte ich eine Nacht in Cerro de Pasco. Am nächsten Tag machte ich mich jedoch gleich morgens auf den Weiterweg.

Dienstag, 17. Juni

Bei erneut wolkenverhangenem Himmel (wie auch am Vortag allerdings nur über Cerro de Pasco) ging es an einer Lagune vorbei hinaus aus der Stadt.

Der Reichtum der Mine hilft meistens nicht den Einheimischen.


Und dann passierte etwas, woran ich schon lange nicht mehr geglaubt hatte: Es wurde komplett flach!!! Ich war auf meinem ersten Altiplano (Hochebene). Also ging es den restlichen Tag auf 4000 m Höhe dahin.

Unterwegs gab es dann mal wieder etwas Neues zu probieren: Maca. Ich nahm es in Form eines leckeren Drinks zu mir. Später hatte ich es noch gegoogelt und stellte fest, dass es wohl in Europa auch zu kaufen gibt, allerdings hauptsächlich als lust- und fruchtbarkeitssteigerndes Mittel! Tja, bei mir war es einfach nur lecker, mehr konnte ich nicht feststellen.

In der Hochebene ging es dann um den Junin-See herum - der zweitgrößte See Perus und ein riesiges Naturreservat.


Mittem im Nichts gibt es dann immer wieder mal ein kleines Dörfchen.
Das ungewöhnliche dabei sind die teilweise bizzaren Dorfplätze, wie dieser hier.

Viele Lamas.

Nachdem ich es heute sehr einfach hatte mit dem Weg, ließ sich Peru etwas Neues einfallen. Wolken zogen auf und das, was auf diesem Bild zu sehen ist, ist kein Dünger, sondern Hagelkörner. Es zog eine schöne Gewitter- und Regenfront auf und es war ziemlich kalt - so beschloss ich im nächsten Ort ein Hostel zu suchen.

Dort war dann zufällig mal wieder eine Feria.

Lecker Kartoffel.

Den Abend ließ ich in meinem WM-Stüberl für den heutigen Tag ausklingen.


Mittwoch, 18.Juni

Am nächsten Tag ging es dann erst mal wieder schön eben weiter.

Zur Abwechslung mal keine Lamas: Vikunas.

Die Bahnstrecke ist mal eine Abwechslung in der Landschaft, wird aber schon länger nicht mehr genutzt.

Achtung, noch mehr Lamas!

Nach einer kleinen Abfahrt erreichte ich dann La Oroya und die Abzweigung nach Lima, ich wollte jedoch weiter durch die Berge strampeln. Außerdem hatte ich Lima ja bereist gesehen und die Vororte von Lima sind für Radfahrer nicht die sichersten.

Die Peruaner, oder allgemein die Südamerikaner, stehen sehr auf Feuerwerk. Abgefeuert wird es meist an irgendwelchen Gerüsten oder Figuren. Also gibt es zu sämtlichen Anlässens die unterschiedlichsten "Feuerwerksfiguren" zu kaufen.


La Oroya ist übrigens ausnahmsweiße mal wieder eine Minenstadt!
Insgesamt nicht auch nicht allzu hübsch, also ging es ohne größeren Halt gleich weiter.

Schönes Farbspiel: Extrem dreckiges Abwasser fließt in sauberen Bach und anschließend in nicht ganz so dreckigen Fluss. Dieser ist jedoch durch die Mine in Oroya giftiger als man es ihm ansieht. Ich folgte ihm dann noch einige Kilometer, bis ich mich dann gegen Abend nach einer Zeltmöglichkeit umschauen wollte. Als ich an einem kleinen Restaurant am Straßenrand meine Wasservorräte auffüllte, erzählte mir die nette Wirtin, dass es gleich nebenan tolle Thermalquellen gäbe und ob ich denn Lust auf Entspannung hätte?!?

Und wie ich die hatte! Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, schlug mein Zelt direkt vor den Thermalquellen auf und genehmigte mir ein schön entspannendes Bad.


16. August 2014

Nationalpark Huascaran - Huallanca - La Union

Dienstag, 10. Juni

Es ging nun also wieder auf dem Fahrrad weiter. Der Weg sollte immer mitten durch bzw. über die Anden bis hin nach Cusco führen und somit also einige Höhenmeter mit sich bringen.

Kurz hinter Huaraz lag überall an der Straße Mote ausgebreitet. Dieser Mais wird verarbeitet, indem man ihn mehrmals gefrieren und wieder auftauen lässt.

Auch hier sah man wieder viele Farben...

...und Kakteen.

Tropfsteinhöhle am Straßenrand.

Kicken vor beeindruckender Kulisse.

Auch hier sieht man, dass die Region stark von Minenarbeit beeinflusst ist. So wie es auf meinem kompletten Weg durch die peruanischen Anden immer wieder deutlich werden wird. Doch nicht nur goldene Statuen, sondern vor allem auch Ausbeutung der Natur, Umweltverschmutzung und deren Folgen für die Bevölkerung zeugen von den Minenarbeiten, deren Gewinn zu größten Teilen an die ausländischen Eigentümer abgeführt wird. So sind diese Minen zum einen zwar große Arbeitgeber, bei denen die Einheimischen vergleichsweise gut verdienen (unter schwersten Bedingungnen), zum anderen aber beuten sie vor allem das Land und die Leute aus.

Da war es wieder soweit. Nach ein paar Tagen auf asphaltierter Straße, ging hier meine Abzweigung in den Nationalpark Huascaran ab, sozusagen meine Abkürzung über die Berge.
Mit dem Abbiegen auf diese Straße ließ ich auch den größten Teil der Zivilisation hinter mir.
Ab und an sah man noch einen kleinen Bauernhof und Kühe...

...aber hauptsächlich befand ich mich allein auf einsamer Straße.

Diese führte jedoch durch traumhafte Landschaft in Richtung der schneebedeckten Berge.

Blick zurück, aber da war dann auch nichts mehr.

Berge mit unterschiedlichen Farben.

Kaum zu glauben, aber hier oben leben tatsächlich noch ein paar wenige Indigenas. In Hütten, die kaum größer sind als mein Zelt. Sie leben allerdings sehr zurückgezogen und sie zeigen sich nicht wirklich, nur aus der Ferne sieht man sie manchmal ihre Kühe und Schafe hüten.


Hier oben gibt es die größte Bromelienart, Puya raimondii.

Auf 4200 m stellte ich dann mein Zelt für die Nacht auf. Bilanz des ersten Tages auf dieser Strecke:
3 Autos
1 Motorrad
1 Fahrrad

Etappe: 61,2 km, 1592 m bergauf, 335 m bergab, höchster Punkt: 4201 m, niedrigster Punkt: 3021 m

Mittwoch, 11. Juni

Heute ging es im Nationalpark zunächst noch ein ganzes Stück weiter nach oben, dann ein bisschen auf und ab, und dann schließlich in einer laaaangen Abfahrt hinunter bis nach Huallanca.

Um mal einen Eindruck zu bekommen, wie groß diese Bromelien sind - mit mir als Maßstab.


Auch noch ganz oben sah man ein paar "Bauernhöfe".

Viele Mineralien färben das Gestein, das Wasser schmeckt jedoch recht gut.

Der Weg stellte sich als sehr beschwerlich heraus. Nicht nur die schlechte Beschaffenheit, sondern vor allem jeder steilere Anstieg machten mir in dieser Höhe ordentlich zu schaffen. Mittlerweile auf 4700 m.

Links wie rechts waren die Gletscher zum Greifen nahe!

Und da hatte ich es endlich geschafft: die Passhöhe mit 4860 m ist erreicht!

Die andere Seite: Wer allerdings denkt, dass hier nun eine schöne Abfahrt ins Tal auf einen wartet, der hat sich geschnitten. Es geht nur ein paar hundert Meter nach unten, um danach gleich nochmal auf 4900 m anzusteigen.

An den sonnenarmen Südhängen sah man recht gut, wie kalt es hier war.

Immer wieder war die Straße von Erdrutschen beschädigt, mit dem Fahrrad kam man aber recht gut durch.

Auch das viele Geröll stellte weniger ein Problem dar.

Die unzähligen Schlaglöcher schon eher.

Aber auch die konnten mich nicht aufhalten, 4900 m!

Die Abkürzung ist insgesamt schon ziemlich anstrengend, aber die Berglandschaft hier oben entschädigt für alles!

Immer wieder bizarre Felsformationen.


Nachdem ich den x-ten Anstieg in einem ständigen auf und ab auf 4800 m Höhe endlich hinter mich gebracht hatte, wurde die Straße nochmal richtig schlecht. Doch bereits nach kurzer Zeit mündete sie dann in die asphaltierte Hauptstraße (Bilanz des zweiten Tages auf dieser Strecke: 0 Autos, 2 Motorräder, 0 Fahrrad), auf der ich dann ganz lange nach unten fahren konnte. Gebremst wurde ich hier nur durch viel Rollsplit in den Kurven der Serpentinen und vor allem auch durch sehr aggressive Hunde, die sich teilweise nur mit Steinen und Pfefferspray abschütteln ließen. Die Hunde in Perus Anden sind unter Radlern bekannt für ihre Aggressivität!

Es ging vorbei an einer riesigen Mine...

...bis zur Stierkampfarena von Huallanca.
Nach zwei extrem anstrengenden Etappen gönnte ich mir in diesem Örtchen ein Hostal.

Etappe: 66,6 km, 1031 m bergauf, 1498 m bergab, höchster Punkt: 4900 m, niedrigster Punkt: 3521 m

Donnerstag, 12. Juni

Von Huallanca aus führte der Weg durch ein sehr schönes Tal zunächst noch ein ganzes Stück weiter bergab...


...welches sich jedoch immer weiter verengte, bis es zu einer tollen Schlucht wurde, durch die Straße und Fluss gerade noch so gemeinsam durch passten.

Kleine Dusche am Morgen?!

In La Union gab es zunächst eine Skypepause, anschließend organisierte ich mir ein Taxi, das mich den Berg zu der ehemaligen Inka-Stadt Huanuco Pampa hoch brachte.

Diese ehemalige Inkastadt liegt auf einem Hochplateau in wunderbarer Lage - die Inkas suchten sie wahrscheinlich jedoch nicht deswegen, sondern aufgrund der guten Verteidigungsmöglichkeiten aus - und erstreckt sich über 2 km². Zu sehen ist der Hauptplatz, genannt Ushnu.

Auch hier wieder die typischen Inkamauern...

...wobei das meiste verfallen ist und jetzt so langsam erst wieder rekunstriert wird.


Blick übers Hochplateau. Dort wo das einzelne Auto steht, ist übrigens der Parkplatz, in diesem Fall für mein Taxi. Ja, hier ist nicht ganz so viel los wie am Machu Picchu, mit mir waren es in dieser Woche bisher 3 Touristen.

Ach, da fehlt was!??
Diese Ruinen sind ein sehr gutes Beispiel, wieviel Kultur in diesem Land in irgendwelchen Ecken verborgen liegt. Kaum jemand kommt hier her. Dabei ist dies eine herrliche Gegend und die Ruinen erstrecken sich über ein riesen Gebiet. Die Stadt war früher einmal eines der wichtigsten Verwaltungszentren im Inkareich - heute kennt sie kaum jemand mehr.

Meine Reise ging weiter. Ich kam an sehr vielen Häusern vorbei, wo sie Lehmziegel herstellen. Dies ist immer noch das Hauptbaumaterial für die meisten Leute in dieser armen Gegend. Nachteil dieser Adobe-Häuser: im Normalfall halten sie 20 - 25 Jahre, danach verfallen sie und die Familie muss ein neues Haus bauen. Aber es fehlt einfach meistens am Geld für stabile Ziegel.

Tja und heute war es dann auch soweit. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien beginnt! Leider ist von einer großen Euphorie hier natürlich gar nichts zu spüren. Zum einen nicht in Peru, da die peruanische Nationalmannschaft nicht unbedingt vor Erfolgen strotzt, zum anderen vor allem auch nicht in dieser Gegend, in der viele Familien keinen Fernseher und andere Probleme haben. Doch ab und an sieht man doch ein paar Bauern mit einem Radio auf dem Feld sitzen oder einen kleinen Laden mit Fernseher, in dem sich noch ein paar Nachbarn eingefunden haben. Das Eröffnungsspiel bekomme ich also nur am Rande mit, indem ich ein paar Radio hörende Bauern nach den Zwischenstand frage oder eben an so einem Laden kurz halt mache.

Ein Fernseher im Dorfzentrum. Als sie mich jedoch dann irgendwann entdeckten, war ich wohl für viele interessanter als das Spiel.

Alfredo habe ich gefragt, ob er denn nicht die WM schaut. Er sei wohl schon interessiert und würde auch die Ergebnisse verfolgen wollen, aber die Spiele seien meist zu einer Zeit, in der er auf seine Felder und sich um den Lebensunterhalt der Familie kümmern muss. Wenn er wüsste, welche Diskussionen es in Deutschland gibt bezüglich Schichten verlegen, frei nehmen, WM-Schauen am Arbeitsplatz... :)

Nach einem langen Tag komme ich dann erst mit Einbruch der Dunkelheit in Tingo Chico an. Vorher hat sich nicht wirklich ein Platz zum Zelten ergeben. Und so kam ich in den Genuss meiner bisher günstigsten Unterkunft: 1,90 €. Leider sah es dort auch genau so aus. Eine wirkliche Decke hatte das Sperrholz-Zimmer nicht, nur das Hausdach. So wird es einem wenigstens nicht langweilig, wenn man mitbekommt, was die Nachbarn so machen.

Das beste war jedoch das Klo hinterm Haus. Wenn man die Spülung betätigt, sollte man aufpassen wo man steht, sonst kann das "Scheiße" laufen!

Und so sieht übrigens die Hauptstraße, ja Hauptstraße, in diesem Dorf aus. Wie gesagt, ich befinde mich gerade in einer sehr armen Gegend. Allerdings erhält man hier auch noch einen Einblick in das ursprüngliche Peru.



Etappe: 54,9 km, 676 m bergauf, 1295 m bergab, höchster Punkt: 3543 m, niedrigster Punkt: 2947 m