16. August 2014

Nationalpark Huascaran - Huallanca - La Union

Dienstag, 10. Juni

Es ging nun also wieder auf dem Fahrrad weiter. Der Weg sollte immer mitten durch bzw. über die Anden bis hin nach Cusco führen und somit also einige Höhenmeter mit sich bringen.

Kurz hinter Huaraz lag überall an der Straße Mote ausgebreitet. Dieser Mais wird verarbeitet, indem man ihn mehrmals gefrieren und wieder auftauen lässt.

Auch hier sah man wieder viele Farben...

...und Kakteen.

Tropfsteinhöhle am Straßenrand.

Kicken vor beeindruckender Kulisse.

Auch hier sieht man, dass die Region stark von Minenarbeit beeinflusst ist. So wie es auf meinem kompletten Weg durch die peruanischen Anden immer wieder deutlich werden wird. Doch nicht nur goldene Statuen, sondern vor allem auch Ausbeutung der Natur, Umweltverschmutzung und deren Folgen für die Bevölkerung zeugen von den Minenarbeiten, deren Gewinn zu größten Teilen an die ausländischen Eigentümer abgeführt wird. So sind diese Minen zum einen zwar große Arbeitgeber, bei denen die Einheimischen vergleichsweise gut verdienen (unter schwersten Bedingungnen), zum anderen aber beuten sie vor allem das Land und die Leute aus.

Da war es wieder soweit. Nach ein paar Tagen auf asphaltierter Straße, ging hier meine Abzweigung in den Nationalpark Huascaran ab, sozusagen meine Abkürzung über die Berge.
Mit dem Abbiegen auf diese Straße ließ ich auch den größten Teil der Zivilisation hinter mir.
Ab und an sah man noch einen kleinen Bauernhof und Kühe...

...aber hauptsächlich befand ich mich allein auf einsamer Straße.

Diese führte jedoch durch traumhafte Landschaft in Richtung der schneebedeckten Berge.

Blick zurück, aber da war dann auch nichts mehr.

Berge mit unterschiedlichen Farben.

Kaum zu glauben, aber hier oben leben tatsächlich noch ein paar wenige Indigenas. In Hütten, die kaum größer sind als mein Zelt. Sie leben allerdings sehr zurückgezogen und sie zeigen sich nicht wirklich, nur aus der Ferne sieht man sie manchmal ihre Kühe und Schafe hüten.


Hier oben gibt es die größte Bromelienart, Puya raimondii.

Auf 4200 m stellte ich dann mein Zelt für die Nacht auf. Bilanz des ersten Tages auf dieser Strecke:
3 Autos
1 Motorrad
1 Fahrrad

Etappe: 61,2 km, 1592 m bergauf, 335 m bergab, höchster Punkt: 4201 m, niedrigster Punkt: 3021 m

Mittwoch, 11. Juni

Heute ging es im Nationalpark zunächst noch ein ganzes Stück weiter nach oben, dann ein bisschen auf und ab, und dann schließlich in einer laaaangen Abfahrt hinunter bis nach Huallanca.

Um mal einen Eindruck zu bekommen, wie groß diese Bromelien sind - mit mir als Maßstab.


Auch noch ganz oben sah man ein paar "Bauernhöfe".

Viele Mineralien färben das Gestein, das Wasser schmeckt jedoch recht gut.

Der Weg stellte sich als sehr beschwerlich heraus. Nicht nur die schlechte Beschaffenheit, sondern vor allem jeder steilere Anstieg machten mir in dieser Höhe ordentlich zu schaffen. Mittlerweile auf 4700 m.

Links wie rechts waren die Gletscher zum Greifen nahe!

Und da hatte ich es endlich geschafft: die Passhöhe mit 4860 m ist erreicht!

Die andere Seite: Wer allerdings denkt, dass hier nun eine schöne Abfahrt ins Tal auf einen wartet, der hat sich geschnitten. Es geht nur ein paar hundert Meter nach unten, um danach gleich nochmal auf 4900 m anzusteigen.

An den sonnenarmen Südhängen sah man recht gut, wie kalt es hier war.

Immer wieder war die Straße von Erdrutschen beschädigt, mit dem Fahrrad kam man aber recht gut durch.

Auch das viele Geröll stellte weniger ein Problem dar.

Die unzähligen Schlaglöcher schon eher.

Aber auch die konnten mich nicht aufhalten, 4900 m!

Die Abkürzung ist insgesamt schon ziemlich anstrengend, aber die Berglandschaft hier oben entschädigt für alles!

Immer wieder bizarre Felsformationen.


Nachdem ich den x-ten Anstieg in einem ständigen auf und ab auf 4800 m Höhe endlich hinter mich gebracht hatte, wurde die Straße nochmal richtig schlecht. Doch bereits nach kurzer Zeit mündete sie dann in die asphaltierte Hauptstraße (Bilanz des zweiten Tages auf dieser Strecke: 0 Autos, 2 Motorräder, 0 Fahrrad), auf der ich dann ganz lange nach unten fahren konnte. Gebremst wurde ich hier nur durch viel Rollsplit in den Kurven der Serpentinen und vor allem auch durch sehr aggressive Hunde, die sich teilweise nur mit Steinen und Pfefferspray abschütteln ließen. Die Hunde in Perus Anden sind unter Radlern bekannt für ihre Aggressivität!

Es ging vorbei an einer riesigen Mine...

...bis zur Stierkampfarena von Huallanca.
Nach zwei extrem anstrengenden Etappen gönnte ich mir in diesem Örtchen ein Hostal.

Etappe: 66,6 km, 1031 m bergauf, 1498 m bergab, höchster Punkt: 4900 m, niedrigster Punkt: 3521 m

Donnerstag, 12. Juni

Von Huallanca aus führte der Weg durch ein sehr schönes Tal zunächst noch ein ganzes Stück weiter bergab...


...welches sich jedoch immer weiter verengte, bis es zu einer tollen Schlucht wurde, durch die Straße und Fluss gerade noch so gemeinsam durch passten.

Kleine Dusche am Morgen?!

In La Union gab es zunächst eine Skypepause, anschließend organisierte ich mir ein Taxi, das mich den Berg zu der ehemaligen Inka-Stadt Huanuco Pampa hoch brachte.

Diese ehemalige Inkastadt liegt auf einem Hochplateau in wunderbarer Lage - die Inkas suchten sie wahrscheinlich jedoch nicht deswegen, sondern aufgrund der guten Verteidigungsmöglichkeiten aus - und erstreckt sich über 2 km². Zu sehen ist der Hauptplatz, genannt Ushnu.

Auch hier wieder die typischen Inkamauern...

...wobei das meiste verfallen ist und jetzt so langsam erst wieder rekunstriert wird.


Blick übers Hochplateau. Dort wo das einzelne Auto steht, ist übrigens der Parkplatz, in diesem Fall für mein Taxi. Ja, hier ist nicht ganz so viel los wie am Machu Picchu, mit mir waren es in dieser Woche bisher 3 Touristen.

Ach, da fehlt was!??
Diese Ruinen sind ein sehr gutes Beispiel, wieviel Kultur in diesem Land in irgendwelchen Ecken verborgen liegt. Kaum jemand kommt hier her. Dabei ist dies eine herrliche Gegend und die Ruinen erstrecken sich über ein riesen Gebiet. Die Stadt war früher einmal eines der wichtigsten Verwaltungszentren im Inkareich - heute kennt sie kaum jemand mehr.

Meine Reise ging weiter. Ich kam an sehr vielen Häusern vorbei, wo sie Lehmziegel herstellen. Dies ist immer noch das Hauptbaumaterial für die meisten Leute in dieser armen Gegend. Nachteil dieser Adobe-Häuser: im Normalfall halten sie 20 - 25 Jahre, danach verfallen sie und die Familie muss ein neues Haus bauen. Aber es fehlt einfach meistens am Geld für stabile Ziegel.

Tja und heute war es dann auch soweit. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien beginnt! Leider ist von einer großen Euphorie hier natürlich gar nichts zu spüren. Zum einen nicht in Peru, da die peruanische Nationalmannschaft nicht unbedingt vor Erfolgen strotzt, zum anderen vor allem auch nicht in dieser Gegend, in der viele Familien keinen Fernseher und andere Probleme haben. Doch ab und an sieht man doch ein paar Bauern mit einem Radio auf dem Feld sitzen oder einen kleinen Laden mit Fernseher, in dem sich noch ein paar Nachbarn eingefunden haben. Das Eröffnungsspiel bekomme ich also nur am Rande mit, indem ich ein paar Radio hörende Bauern nach den Zwischenstand frage oder eben an so einem Laden kurz halt mache.

Ein Fernseher im Dorfzentrum. Als sie mich jedoch dann irgendwann entdeckten, war ich wohl für viele interessanter als das Spiel.

Alfredo habe ich gefragt, ob er denn nicht die WM schaut. Er sei wohl schon interessiert und würde auch die Ergebnisse verfolgen wollen, aber die Spiele seien meist zu einer Zeit, in der er auf seine Felder und sich um den Lebensunterhalt der Familie kümmern muss. Wenn er wüsste, welche Diskussionen es in Deutschland gibt bezüglich Schichten verlegen, frei nehmen, WM-Schauen am Arbeitsplatz... :)

Nach einem langen Tag komme ich dann erst mit Einbruch der Dunkelheit in Tingo Chico an. Vorher hat sich nicht wirklich ein Platz zum Zelten ergeben. Und so kam ich in den Genuss meiner bisher günstigsten Unterkunft: 1,90 €. Leider sah es dort auch genau so aus. Eine wirkliche Decke hatte das Sperrholz-Zimmer nicht, nur das Hausdach. So wird es einem wenigstens nicht langweilig, wenn man mitbekommt, was die Nachbarn so machen.

Das beste war jedoch das Klo hinterm Haus. Wenn man die Spülung betätigt, sollte man aufpassen wo man steht, sonst kann das "Scheiße" laufen!

Und so sieht übrigens die Hauptstraße, ja Hauptstraße, in diesem Dorf aus. Wie gesagt, ich befinde mich gerade in einer sehr armen Gegend. Allerdings erhält man hier auch noch einen Einblick in das ursprüngliche Peru.



Etappe: 54,9 km, 676 m bergauf, 1295 m bergab, höchster Punkt: 3543 m, niedrigster Punkt: 2947 m

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