Nationalpark Huascaran - Huallanca - La Union
Dienstag, 10. Juni
Es
ging nun also wieder auf dem Fahrrad weiter. Der Weg sollte immer
mitten durch bzw. über die Anden bis hin nach Cusco führen und somit also
einige Höhenmeter mit sich bringen.
Kurz hinter Huaraz lag überall an der Straße Mote ausgebreitet. Dieser Mais wird verarbeitet, indem man ihn mehrmals gefrieren und wieder auftauen lässt.
Auch hier sah man wieder viele Farben...
...und Kakteen.
Tropfsteinhöhle am Straßenrand.
Kicken vor beeindruckender Kulisse.
Auch
hier sieht man, dass die Region stark von Minenarbeit beeinflusst ist.
So wie es auf meinem kompletten Weg durch die peruanischen Anden immer
wieder deutlich werden wird. Doch nicht nur goldene Statuen, sondern vor
allem auch Ausbeutung der Natur, Umweltverschmutzung und deren Folgen
für die Bevölkerung zeugen von den Minenarbeiten, deren Gewinn zu
größten Teilen an die ausländischen Eigentümer abgeführt wird. So sind
diese Minen zum einen zwar große Arbeitgeber, bei denen die
Einheimischen vergleichsweise gut verdienen (unter schwersten
Bedingungnen), zum anderen aber beuten sie vor allem das Land und die
Leute aus.
Da
war es wieder soweit. Nach ein paar Tagen auf asphaltierter Straße,
ging hier meine Abzweigung in den Nationalpark Huascaran ab, sozusagen
meine Abkürzung über die Berge.
Mit
dem Abbiegen auf diese Straße ließ ich auch den größten Teil der
Zivilisation hinter mir.
Ab und an sah man noch einen kleinen Bauernhof und Kühe...
Ab und an sah man noch einen kleinen Bauernhof und Kühe...
...aber hauptsächlich befand ich mich allein auf einsamer Straße.
Diese führte jedoch durch traumhafte Landschaft in Richtung der schneebedeckten Berge.
Blick zurück, aber da war dann auch nichts mehr.
Berge mit unterschiedlichen Farben.
Kaum
zu glauben, aber hier oben leben tatsächlich noch ein paar wenige
Indigenas. In Hütten, die kaum größer sind als mein Zelt. Sie leben
allerdings sehr zurückgezogen und sie zeigen sich nicht wirklich, nur
aus der Ferne sieht man sie manchmal ihre Kühe und Schafe hüten.
Hier oben gibt es die größte Bromelienart, Puya raimondii.
Auf 4200 m stellte ich dann mein Zelt für die Nacht auf. Bilanz des ersten Tages auf dieser Strecke:
3 Autos
1 Motorrad
1 Fahrrad
Etappe: 61,2 km, 1592 m bergauf, 335 m bergab, höchster Punkt: 4201 m, niedrigster Punkt: 3021 m
Mittwoch, 11. Juni
Heute
ging es im Nationalpark zunächst noch ein ganzes Stück weiter nach
oben, dann ein bisschen auf und ab, und dann schließlich in einer
laaaangen Abfahrt hinunter bis nach Huallanca.
Um mal einen Eindruck zu bekommen, wie groß diese Bromelien sind - mit mir als Maßstab.
Auch noch ganz oben sah man ein paar "Bauernhöfe".
Viele Mineralien färben das Gestein, das Wasser schmeckt jedoch recht gut.
Der Weg stellte sich als sehr beschwerlich heraus. Nicht nur die schlechte Beschaffenheit, sondern vor allem jeder steilere Anstieg machten mir in dieser Höhe ordentlich zu schaffen. Mittlerweile auf 4700 m.
Links wie rechts waren die Gletscher zum Greifen nahe!
Und da hatte ich es endlich geschafft: die Passhöhe mit 4860 m ist erreicht!
Die andere Seite: Wer allerdings denkt, dass hier nun eine schöne Abfahrt ins Tal auf einen wartet, der hat sich geschnitten. Es geht nur ein paar hundert Meter nach unten, um danach gleich nochmal auf 4900 m anzusteigen.
An den sonnenarmen Südhängen sah man recht gut, wie kalt es hier war.
Immer wieder war die Straße von Erdrutschen beschädigt, mit dem Fahrrad kam man aber recht gut durch.
Auch das viele Geröll stellte weniger ein Problem dar.
Die unzähligen Schlaglöcher schon eher.
Aber auch die konnten mich nicht aufhalten, 4900 m!
Die Abkürzung ist insgesamt schon ziemlich anstrengend, aber die Berglandschaft hier oben entschädigt für alles!
Immer wieder bizarre Felsformationen.
Nachdem
ich den x-ten Anstieg in einem ständigen auf und ab auf 4800 m Höhe
endlich hinter mich gebracht hatte, wurde die Straße nochmal richtig
schlecht. Doch bereits nach kurzer Zeit mündete sie dann in die
asphaltierte Hauptstraße (Bilanz des zweiten Tages auf dieser Strecke: 0 Autos, 2 Motorräder, 0 Fahrrad), auf der ich dann ganz lange nach unten fahren
konnte. Gebremst wurde ich hier nur durch viel Rollsplit in den Kurven
der Serpentinen und vor allem auch durch sehr aggressive Hunde, die sich
teilweise nur mit Steinen und Pfefferspray abschütteln ließen. Die Hunde
in Perus Anden sind unter Radlern bekannt für ihre Aggressivität!
Es ging vorbei an einer riesigen Mine...
...bis zur Stierkampfarena von Huallanca.
Nach zwei extrem anstrengenden Etappen gönnte ich mir in diesem Örtchen ein Hostal.
Nach zwei extrem anstrengenden Etappen gönnte ich mir in diesem Örtchen ein Hostal.
Etappe: 66,6 km, 1031 m bergauf, 1498 m bergab, höchster Punkt: 4900 m, niedrigster Punkt: 3521 m
Donnerstag, 12. Juni
Von Huallanca aus führte der Weg durch ein sehr schönes Tal zunächst noch ein ganzes Stück weiter bergab...
...welches sich jedoch immer weiter verengte, bis es zu einer tollen Schlucht wurde, durch die Straße und Fluss gerade noch so gemeinsam durch passten.
Kleine Dusche am Morgen?!
In
La Union gab es zunächst eine Skypepause, anschließend organisierte ich
mir ein Taxi, das mich den Berg zu der ehemaligen Inka-Stadt Huanuco
Pampa hoch brachte.
Diese
ehemalige Inkastadt liegt auf einem Hochplateau in wunderbarer Lage -
die Inkas suchten sie wahrscheinlich jedoch nicht deswegen, sondern
aufgrund der guten Verteidigungsmöglichkeiten aus - und erstreckt sich
über 2 km². Zu sehen ist der Hauptplatz, genannt Ushnu.
Auch hier wieder die typischen Inkamauern...
...wobei das meiste verfallen ist und jetzt so langsam erst wieder rekunstriert wird.
Blick
übers Hochplateau. Dort wo das einzelne Auto steht, ist übrigens der
Parkplatz, in diesem Fall für mein Taxi. Ja, hier ist nicht ganz so viel
los wie am Machu Picchu, mit mir waren es in dieser Woche bisher 3
Touristen.
Ach, da fehlt was!??
Diese
Ruinen sind ein sehr gutes Beispiel, wieviel Kultur in diesem Land in
irgendwelchen Ecken verborgen liegt. Kaum jemand kommt hier her. Dabei
ist dies eine herrliche Gegend und die Ruinen erstrecken sich über ein
riesen Gebiet. Die Stadt war früher einmal eines der wichtigsten
Verwaltungszentren im Inkareich - heute kennt sie kaum jemand mehr.
Meine
Reise ging weiter. Ich kam an sehr vielen Häusern vorbei, wo sie
Lehmziegel herstellen. Dies ist immer noch das Hauptbaumaterial für die
meisten Leute in dieser armen Gegend. Nachteil dieser Adobe-Häuser: im
Normalfall halten sie 20 - 25 Jahre, danach verfallen sie und die
Familie muss ein neues Haus bauen. Aber es fehlt einfach meistens am
Geld für stabile Ziegel.
Tja
und heute war es dann auch soweit. Die Fußball-Weltmeisterschaft in
Brasilien beginnt! Leider ist von einer großen Euphorie hier natürlich
gar nichts zu spüren. Zum einen nicht in Peru, da die peruanische
Nationalmannschaft nicht unbedingt vor Erfolgen strotzt, zum anderen vor
allem auch nicht in dieser Gegend, in der viele Familien keinen
Fernseher und andere Probleme haben. Doch ab und an sieht man doch ein
paar Bauern mit einem Radio auf dem Feld sitzen oder einen kleinen Laden
mit Fernseher, in dem sich noch ein paar Nachbarn eingefunden haben.
Das Eröffnungsspiel bekomme ich also nur am Rande mit, indem ich ein
paar Radio hörende Bauern nach den Zwischenstand frage oder eben an so
einem Laden kurz halt mache.
Ein Fernseher im Dorfzentrum. Als sie mich jedoch dann irgendwann entdeckten, war ich wohl für viele interessanter als das Spiel.
Alfredo
habe ich gefragt, ob er denn nicht die WM schaut. Er sei wohl schon
interessiert und würde auch die Ergebnisse verfolgen wollen, aber die
Spiele seien meist zu einer Zeit, in der er auf seine Felder und sich um
den Lebensunterhalt der Familie kümmern muss. Wenn er wüsste, welche
Diskussionen es in Deutschland gibt bezüglich Schichten verlegen, frei
nehmen, WM-Schauen am Arbeitsplatz... :)
Nach
einem langen Tag komme ich dann erst mit Einbruch der Dunkelheit in
Tingo Chico an. Vorher hat sich nicht wirklich ein Platz zum Zelten
ergeben. Und so kam ich in den Genuss meiner bisher günstigsten
Unterkunft: 1,90 €. Leider sah es dort auch genau so aus. Eine wirkliche
Decke hatte das Sperrholz-Zimmer nicht, nur das Hausdach. So wird es
einem wenigstens nicht langweilig, wenn man mitbekommt, was die Nachbarn
so machen.
Das
beste war jedoch das Klo hinterm Haus. Wenn man die Spülung betätigt,
sollte man aufpassen wo man steht, sonst kann das "Scheiße" laufen!
Und
so sieht übrigens die Hauptstraße, ja Hauptstraße, in diesem Dorf aus.
Wie gesagt, ich befinde mich gerade in einer sehr armen Gegend.
Allerdings erhält man hier auch noch einen Einblick in das ursprüngliche
Peru.
Etappe: 54,9 km, 676 m bergauf, 1295 m bergab, höchster Punkt: 3543 m, niedrigster Punkt: 2947 m
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