11. März 2014

San Augustin - Bruselas - San Juan de Villalobos - Mocoa

Donnerstag, 20. Februar

Nach diesem landschaftich und kulturell beeindruckenden, aber vor allem erholsamen Aufenthalt in San Augustin geht es heute wieder auf Rad und weiter Richtung Süden. Grobes Ziel ist die Gegend um Macoa, die touristisch bisher noch nicht besonders erschlossen ist - landschaftlich aber umso beeindruckender sein soll, da man sich am Rande des Amazonasbecken befindet. Leider kommt hinzu, dass dort auch das größte der paar verbliebenen Guerillagebiete ist und es noch immer (wenn auch nicht mehr häufig) zu Vorfällen kommt. Unterwegs wurde ich bisher auch schon von mehreren Leuten darauf angesprochen, dass ich in diesem Gebiet besonders auf der Hut sein soll und vor allem niemals alleine in die Bergregionen abseits der großen Straßen gehen soll. Hat ich aber auch nicht vor...
Unter anderem aus diesem Grund traf es sich dann auch sehr gut, dass ich über warmshowers.org eine Reiseradlerin aus Kanada kennengelernt hatte, die ebenfalls auf dem Weg Richtung Süden ist und mit der ich mich für diesen Tag zur Weiterfahrt verabredet hatte. Wie immer glänzte ich mit deutscher Pünktlichkeit und kam fast 30 Minuten zu spät. Aber Moude (so ihr Name) hatte an ihrem Fahrrad ein paar Schrauben verloren und war auch noch nicht fertig zur Abfahrt. Also hatte ich auch noch Zeit zu meinem (fast) täglichem Ritual: Wasser auffüllen. Normalerweise bin ich ja so mit ca. 5-6 l Wasser ausgerüstet und wenn es kein Trinkwasser aus der Leitung gibt, dann kauft man sich eine große Tüte Wasser, die hat meist so 5,5 l und füllt um.



Nachdem Moude dann auch fertig war, ging es los. Erst mal wieder zu dem üblen Anstieg mit toller Aussicht, aber diesmal hinunter.
 

Kaum auf der Strecke haben wir dann den ersten Reiseradler auf der Straße getroffen - Mike aus den Staaten. Allerdings war er auf dem Weg nach San Augustin und uns so ca. 1 Woche hinterher.

Es stellte sich schnell heraus, dass Moude bergauf leichte Gewichtsvorteile hatte (unter anderem hatte sie deutlich weniger Gepäck! ;) ) und sie immer deutlich vor mir oben ankam. So kam es dann auch zu dem ersten Bild mit mir auf dem Rad unterwegs. Insgesamt hatten wir jedoch ein ziemlich ähnliches Tempo und kamen daher recht gut voran.

Nach einer recht angenehmen und kurzen Etappe haben wir dann an der Tankstelle in Bruselas unsere Zelte aufgeschlagen. Klo vorhanden und Fahrräder konnten wir im Haus der Tankstellenbesitzer einschließen. Bei den Unterhaltungen mit gefühlt allen Kindern des Dorfes, die plötzlich um unsere Zelte herum spielten, mussten wir dann noch feststellen, dass der Dialekt hier langsam etwas schwieriger wird.

Am nächsten Morgen überaschten uns dann die Kinder der Tankstellenbesitzer mit Frühstück. Kaffee und Kekse und anschließend noch frisch gemachte Empanadas. Es lebe die kolumbianische Gastfreundschaft!
Das links auf dem Bild ist übrigens Moude (ich wurde jetzt ja schon mehrmals nach deren Aussehen gefragt) und ja, es war natürlich von Christiane abgesegnet! :)

16. Etappe: 43,0 km, 585 m bergauf, 861 m bergab, höchster Punkt: 1720 m, niedrigster Punkt: 1225 m

Freitag, 21. Februar

Nach dem kostenlosen Frühstück ging es dann weiter Richtung Süden, so langsam allerdings wurde es auch wieder ein wenig bergiger und nach einigem auf und ab durften wir uns wieder einen recht langen Anstieg hochquälen. An sich ist die Stecke hier richtig schön, da sie sich durch sehr grüne Hänge entlang eines rauschenden Baches nach oben schlängelt. Allerdings liegt am Ende der Stecke (kurz hinter Macoa) eine Ölraffinerie, weshalb es hier ein hohes Verkehrsaufkommen von großen Tanklastzügen gibt. Aber laut Moude noch deutlich besser als auf der Panamericana, auf der sie vorher unterwegs war.

Vollbepackt ging es langsam rein in den Regenwald.

Dann gab es mal wieder ne neue Frucht für mich: Grenadilla.

So wird sie gegessen: erst irgendwo aufschlagen und dann das Innere rausknabbern.

Schönes idyllisches Tal, wenn da die Tanklastzüge nicht wären.

Der Regenwald verdichtet sich langsam...

... und macht auf den letzten Kilometern seinem Namen noch alle Ehre: zum ersten Mal richtig nass geworden.

Als wir dann San Juan de Villalobos erreichten, waren wir gerade beide komplett nass geworden. 5 Minuten schneller und wir wären trocken angekommen, aber irgendwann musste es ja mal soweit kommen.
San Juan de Villalobos besteht im Endeffekt aus einigen Häusern entlang der Hauptstraße (eine zweite Straße gibt es nicht), genau einem Restaurant, einem teuren Hotel, einem billigen Hotel und ein paar kleineren Läden. Beste Voraussetzung also, um bei strömendem Regen was zu unternehmen. Also dachten wir uns, gehen wir ins Internet, checken Mails, schreiben Blog,... Tja, nur stellten wir nach längerer Suche und mehrmaligem Fragen fest, dass es hier nirgendwo ein Internetcafe gibt, geschweige denn irgendeinen Haushalt, der Internet hat. Daraufhin habe ich auch noch erfahren, dass es mit Handyempfang ebenfalls nicht wirklich gut bestellt ist. Empfang gibt es lediglich mit einem Anbieter und auch da nicht immer. Wir waren also am Arsch der Welt! Aber so kam ich wenigstens in meinem Buch wieder ein ganzes Stück weiter.


17. Etappe: 48,9 km, 982 m bergauf, 1055 m bergab, höchster Punkt: 2262 m, niedrigster Punkt: 1406 m


Samstag, 22. Februar

Am nächsten Morgen war mein Fahrradtrikot vom Vortag leider noch nicht ganz trocken, denn es war kalt und hatte hier auch eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Kein Problem, sagte unsere Hostelbesitzerin, rückt den Kühlschrank nach vorne, hängt mein Trikot daran auf und schickt uns erst mal noch zum Frühstück ins Restaurant. Gewusst, wie...!

Auf der heutigen Strecke bis nach Macoa kamen wir an einigen Wasserfällen und Bächen vorbei und es ging meist durch dichten Wald. Wie bereits am Vortag wurde die Bevölkerung bzw. die Häuser und Läden entlang der Straße immer weniger und man bekam nicht alle paar Meter etwas zu essen. Hier kam durchaus einige Kilometer lang gar nichts, was mir bisher in Kolumbien völlig fremd war. Aber was deutlich zunahm, war die Militärpräsenz. So gab es hier häufiger als sonst Kontrollen entlang der Straße und zum ersten Mal sahen wir auch mehrere Panzer am Streckenrand in Bereitschaft stehen. An sich ja gut, dass sie für Ordnung sorgen, aber das hat natürlich auch seinen Grund... Uns wurde auch immer wieder berichtet, dass dies und jenes vor kurzem passiert sein soll (immer wieder auch im Zusammenhang mit Gringos), etwas Genaues konnte jedoch keiner sagen und es kam einem mehr wie die üblichen Horrorgeschichten vor. Dennoch waren wir etwas erleichtert, als wir dann schließlich ohne irgendwelche Zwischenfälle in Mocoa ankamen.

Richtig schöne Strecke mit Wasserfällen...

...viel Wald...

...immer wieder vernebelten Bergen...
...und auch einigen Anstiegen.


17. Etappe: 45,6 km, 811 m bergauf, 1330 m bergab, höchster Punkt: 1161 m, niedrigster Punkt: 535 m


23. Februar - 24. Februar

In Mocoa haben wir uns es dann in dem einzig vorhandenen Touri-Hostel außerhalb der Stadt so richtig gemütlich gemacht!

Aber natürlich haben wir auch Ausflüge in die tolle Natur um uns herum gemacht. Hier auf dem Weg zum Ende der Welt - so wird der Wasserfall hier bezeichnet (Fin del mundo).

Viele, viele Wasserfälle!!!

Schöne Wege durch die Dschungellandschaft (übrigens unser Zimmergenosse aus Deutschland)

Und immer wieder Plätze zum Abkühlen und Baden, bei der vorhandenen Schwüle bitter nötig!




Nach gut über einer Stunde sind wir dann schließlich am Ende der Welt angelangt. 70 m stürzt das Wasser hier in die Tiefe.

Auf dem Rückweg kamen wir natürlich wieder ins Schwitzen. War aber nicht so schlimm, denn unser Hostel befindet sich direkt an diesem Fluss mit toller Badegelegenheit!

Der super schöne Hostelgarten, hinten erahnt man unsere Unterkunft.

Diese wildlebenden Jungs kommen immer wieder mal in den Garten zum Frühstücken. Außerdem gab es unzählige Schmetterlinge, Vögel (anscheinend auch Tucane, ich hab jedoch keine zu Gesicht bekommen) und sonstiges Getier.


So, und an diesem Nachmittag beim Skypegespräch mit meiner Mutter musste ich mir den Vorwurf gefallen lassen, dass bei meinen Bildern nie schöne Blumen oder Pflanzen dabei sind und ich doch auch mal darauf schauen sollte. Tja, das kam mir in dieser Unterkunft gerade recht! Also ein kleiner Streifzug durch den Hostelgarten, speziell für dich Mama!













He Flori, so muss das aussehen...! ;)

Abschließend hieß es nochmals Wasser auffüllen, denn als nächstes stand eine ganz besondere Etappe auf dem Plan...!