10. Februar 2014

Chiquinquira - Villa de Leyva - Sutatausa - Chia

Dienstag, 4. Februar


Chiquinquira gilt als die bedeutenste Pilgerstätte Columbiens, da in der Basilica de Chiquinquirá das Bild der Jungfrau de Chiquinquirá, der Heiligen Patronindes Landes, über dem Altar aufbewahrt ist. Dementsprechend gibt es in der Stadt viel Trubel, viele Shoppingmöglichkeiten, viele Hotels..., alles ein wenig auf die Pilgerreisenden ausgelegt. Allerdings gibt es außer der Kathedrale nichts besonders zu sehen und die Stadt an sich ist auch nicht besonders hübsch. Aber es gab den bisher leckersten Obstsalat! :) Hier ein paar Bilder...

Die Kathedrale...

...mit dem Bild der Jungfrau

Da es sich um die wichtigste Pilgerstätte Columbiens handelt, findet hier auch die eine oder andere Messe statt. Ich hoffe für den Pfarrer, er ist nicht alleine...!

Der bisher leckerste Obstsalat, auch wenn er nicht so aussieht!

In Kolumbien gibt es eine sehr hohe Rate an Schönheitsoperationen, das fällt zum einen wirklich oft an den Kolumbianerinen auf, die mit einem unnatürlichen Körperbau durch die Gegend laufen, aber zum anderen auch an den Schaufensterpuppen. Ich hab noch nie so große Oberweiten bei Schaufensterpuppen gesehen!

Auch immer wieder erhältlich: Push-up-Unterhosen, die einen größeren Arsch garantieren!

Da es in Chiquinquira nicht allzu viel zu sehen gab, ging es an meinem Ruhetag in das schöne Städtchen Villa de Leyva. Es ist ein touristisches Highlight und wird von den meisten Kolumbientouris angesteurt, was man aber auch verstehen kann. An den Wochenenden scheint es hier komplett überlaufen zu sein, jetzt unter der Woche und abseits der Hauptsaison war es sehr angenehm. Also bin ich gemütlich durch das koloniale Städtchen geschlendert, habe was gegessen und schließlich noch ne kleine Wanderung auf einen der umliegenden Hügel gemacht, um einen Ausblick über die Stadt zu erhalten.


Der Hauptplatz






Blick von oben auf das Städtchen

Natürlich tront, wie so oft, auch hier wieder eine Marienstatue weit oben über Stadt.

Ein Hybridfahrrad

Dass es hier ein bisschen touristischer ist, sieht man auch an dem Fahrradweg neben der Straße. Der erste, den ich zu sehen bekam, allerdings wird es nicht der einzige bleiben.


Mittwoch, 5. Februar

Es ging also weiter in Richtung Bogota. Heute stand eine entspannte Etappe auf dem Programm, denn es waren voraussichtlich nicht sehr viele Höhenmeter zu bewältigen. Mal schauen was das heißt... Aber zunächst gab es zum Frühstück noch etwas sehr landes- wenn nicht sogar kontinenttypisches zu essen: Arequipe, auch bekannt als Dulce de Leche. Milch mit Zucker und Vanille aufgekocht zu einem breiähnlichem Gemisch. Pur für mich allerdings schon fast ein bisschen zu süß!

 Und tatsächlich, es gibt sie wirklich: Ebene Strecken durch Kolumbien! :) Nach einem kurzen Anstieg ging es tatsächlich fast 40 km nahezu eben dahin. Auf dieser "Hochebene" sieht man ein etwas anderes Bild als bisher. War sonst die Landschaft von kargen Hängen, dichtem Wald/Gestrüpp, Palmen, Kakteen und vor allem Früchten dominiert, so ist dominiert hier oben die Landwirtschaft (hab auch den ersten Traktor gesehen! :) ). Es gibt auch wieder viele Weiden mit Kühen, aber eben auch viele Felder mit Zwiebeln, Kartoffeln, Tomaten und sonstigem Gemüse, sowie immer wieder große Gewächshäuser.

 Viele Wiesen und Felder

Viele Gewächshäuser...

...allerdings nicht immer bewirtschaftet!
 

Hier mal zwei Beispiele von den viele Marienstatuen, die entlang der Straße immer wieder anzutreffen sind! Meist verziehrt mit Auto und LKW-Lichtern.


krummer Baum.

Immer wieder trifft man Fahrradfahrer, egal ob Mountainbiker, Rennradfahrer oder den Bauer mit Gummistiefeln!

 Zwischenstopp an der Laguna Fuquene mit herrlichem Ausblick!


Viele Autoreifen sind immer ein Zeichen für eine Werkstatt...

...und so kann die dann aussehen. Sogar mit "Hebebühne"!

Kathedrale von Ubate

Mitfahrgelegenheit auf kolumbianisch

Am Ende des Tages, nach wirklich langer ebener Fahrt, kam dann noch ein ganz leichter Anstieg bis Sutatausa. Dort merkt man dann schon, dass man langsam in die höheren Bergregionen vordringt. Die Häuser ähneln teilweise eher Berghütten in den Alpen (nur die Hängematten davor passen nicht so ganz)...

...und abends/nachts wird es ziemlich kühl. Daher ist hier die vorherschende Mode ein warmer Poncho, wie hier von meiner Vermieterin und Köchin getragen... 

... aber noch besser zu erkennen bei diesem Gast.


6.Etappe: 61,6 km, 544 m bergauf, 606 m bergab, niedrigster Punkt 2551 m, höchster Punkt 2663 m 

Donnerstag, 6. Februar

Von Sutatausa ging es dann gleich in einem recht starkem Anstieg hoch bis auf über 3000 m. Dort wurde es dann doch ziemlich kalt und ich musste mir zum ersten mal lange Klamotten zum Radeln anziehen. Da sich ganz oben ein Kohleabbaugebiet befindet, waren leider auch viele LKWs auf der Bergstraße unterwegs, die Aussicht waren jedoch ziemlich schön...


Oben! Zum ersten Mal mit dem Rad auf über 3000 m.

Blick auf Tausa. Das Kohlegebiet liegt in meinem Rücken. ;)

Auf der anderen Seite geht es dann in einer schön langgezogenen Abfahrt rasant nach unten. Dabei habe ich zum ersten Mal selber zu Überholmanövern von LKWs angesetzt. Unten angekommen ging es dann nach einer Mautstation für mich zum ersten Mal mit dem Rad auf eine Autobahn! Aber der Standstreifen war sehr angenehm zu fahren, da die LKWs mehr als genug Platz auf ihren Spuren hatten.

Angekommen in Zipaquira traf ich auf diese beiden Gesellen, die bei den Rotphasen vor den Autos ihre Kunststücke presentierten, um sich ein bisschen was zu verdienen. Solche Künstler sah man in dieser Gegend immer wieder mal.

Dann ging es weiter zur Catedral de Sal (Kathedrale aus Salz). Dabei handelt es sich um ein riesiges Salzabbaugebiet unter Tage, das zu einer Pilgerstätte/Touristenattraktion umfunktioniert wurde. Allerdings stieß ich vorher noch auf Julian, der von Bogota aus meinen Weg genau entgegengesetzt nach Bucaramanga beradeln wollte und so quatschten wir bei nem Mittagessen gemeinsam und er holte sich ein paar Informationen zu dem Höhenprofil der Strecke ab.

Danach ging es dann aber in den Stollen...

Gleich anfangs befinden sich in einem Abstand von 10 bis 20 m links und rechts mehrere abzweigende Höhlen, die alle mit Kreuzen oder ähnlichen christlichen Motiven verziehrt worden sind. Diese symbolisieren die Station des Leidensweges Jesus und sind recht hübsch anzuschauen...


Noch tiefer im Inneren befinden sich dann riesige Höhlen (18m Deckenhöhe), in denen auch teilweise Gottesdienste abgehalten werden.


Aber da es sich um eine der größten Touriattraktionen Kolumbiens handelt, dürfen die Souvenirshops im tiefsten Inneren...
 ...sowie Kolumbiens tiefster (unter Erdoberfläche) Kaffee nicht fehlen!


Hier durfte ich dann auch lernen, dass man nicht für das Betreten der Toilette bezahlt, wie bei uns, sondern für das Klopapier. Man erhält dann schön abgepackt eine Portion aus diesem Automaten.
 Darf ich vorstellen: Juan, mein persönlicher Bewacher meines Fahrrades, während ich mich in der Kathedrale befand. Ein Spanier und man hörte es auch sofort an seinem lispelnden s. :)
 Weiter ging es dann nach Chia, einem Vorort von Bogota. Ab hier war dann fast überall ein Fahrradweg entlang der großen Straßen zu finden. Es wird insgesamt sehr darauf geachtet, das Fahrradfahren zu unterstützen und attraktiv zu machen. So war an diesem Donnerstag auch autofreier Tag in Bogota und außer den Bussen, Taxen und Rettungswagen durften keine Autos in Bogota fahren. Auch die Polizei war größtenteils auf Fahrrädern unterwegs.

Komfortabler Fahrradweg


Ein kleines bisschen Bayern ist auf der ganzen Welt zu finden...!
 In Chia traf ich mich dann mit Alajandro und seiner Freundin Marianna, die ich ebenfalls über warmshowers.org kennengelernt hatte. (Kleine Randnotiz: das war jetzt meine zweite Warmshowers-Bekanntschaft und zweimal gab es nur kalte Duschen...! ;) )Wir hatten als Treffpunkt 18:30 an einem Fahrradladen in Chia vereinbart. Als ich überpünktlich eintraf, stellte ich fest, dass sich mit der Zeit immer mehr Fahrradfahrer dort einfanden. Zunächst dachte ich noch, das hänge mit dem autofeien Tag in Bogota zusammen. Als dann jedoch einer das Wort ergriff und alle zur allwöchentlichen Radltour begrüßte, schwante mir schon, das da noch was kommen sollte. Und schon wurde der heute spezielle Gast aus Deutschland vorgestellt und mit Applaus begrüßt, da er heute mitfahren würde. Er aber davon überhaupt nichts wusste und nach dem Radeltag doch schon etwas müde war. Aber da kam ich so leicht nicht raus und bin dann noch eineinhalb Stunden mit den gut 30 anderen Radlern durch Chia gekurvt. Nach weitern 20 Minuten Heimweg zu Alejandros und Mariannas Haus war es dann schon sehr spät bis ich endlich in mein lang ersehntes Bett kam. Da die beiden aber eher in bescheidenen Verhältnissen leben, musste ich mich mit einem Bettgestell mit vereinzelten Brettern (anstatt Lattenrost) und einer gefühlt 1cm dicken Matratze zufrieden geben. da ich jedoch müde war und eh überall schlafen kann, schlief ich auch hier schnell ein und bekam auch kaum was von den beiden Hunden und den beiden Katern mit, die bei den beiden noch mit im Haus wohnten.

DonnerstäglichesTreffen der Radler in Chia

Alejandro und Marianna (links) sowie Hector und seine Mutter

Alejandro und seine Freunde sind absolute Fahrradnarren und haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Fahrradfahren in ihrer Stadt weiter voran zu treiben und jedermann zugänglich zu machen. So haben sie neben ihren eigenen Projekte (Alejandro, Hektor und ein weiterer Freund waren anfangs der Woche erst von einer Radltour durch Ecuador zurückgekehrt) noch viele weitere Projekte. Von einem Radführer für jedermann, über gemeinsame Radtouren, Leihrädern, einer Radwerkstatt bis hin zu Kursen zum Erlernen des Fahrradfahrens schwebt ihnen einiges vor! Falls jemand in die Gegend kommt, fragt nach BiciChia... ;)

Im Reich von Alejandro und Marianna

 Mein Bett, die sichtbare Falte ist eines der Löcher... ;)
 

 Lustige Blumentöpfe!
 
 
Da ich eine kleine Pause gut gebrauchen konnte und ich bei den Leuten von BiciChia herzlich willkommen war, beschloss ich auch noch den nächsten Tag in Chia zu bleiben. Der wurde zum Ausschlafen, Planen und Rumhängen genutzt. Nachdem ich von Hektor und seiner Mutter in deren eigenem, neu eröffneten Restaurant verköstigt wurde (natürlich war ich eingeladen!) haben wir dann noch ein kleine Tour durch Chia gemacht. Ein kleines, aber ganz gemütliches Städtchen...

Markt in Chia

Kathedrale und Musicas-Statue im Vordergrund

Gemütliche Fußgängerzone

Abends trafen sich dann alle Feunde in ihrem Stammladen, vor dem man dann den ganzen Abend herumhing und quatschte. So wurde es auch an diesem Tag relativ spät, bis ich ins Bett kam.


7. Etappe: 55km, 994 m bergauf, 1021 m bergab, niedrigster Punkt 2561 m, höchster Punkt 3086 m