Erlangen bis Venezuela
Sonntag, 19.Januar
Los geht es! Von Erlangen aus erst mal nach Frankfurt.Nach einer letzten Nacht mit Christiane im 5-Sterne-Hotel am Flughafen Frankfurt (das musste man sich dann doch noch mal gönnen) ging es am Montag den 20.1.2014 dann los. Das Fahrrad wurde ordentlich verpackt, der Rest in eine Riesenplastiktüte gestopft.
Christiane hat natürlich fleißig
geholfen, fotografisch dokumentiert und für Stärkung gesorgt!
Über Madrid ging der Flug nach Caracas, Venezuela. Natürlich gab es kein Unterhaltungsprogramm (Danke Iberia), aber die 8 Stunden von Madrid nach Caracas konnte ich mit ersten groben Überlegungen bezüglich meiner Reiseroute verbringen.
In Caracas angekommen habe ich dann
erst mal meine Plastiktüte sowie meinen Fahrradkarton leicht
zerfleddert zurückbekommen. Mal schauen, ob da alles drin und heil
geblieben ist...
Mit Pedro ging es dann in seinem 33 Jahre alten Chevrolet direkt nach Colonia Tovar. Das Verstauen des Fahhrads hat sich als etwas schwierig gestaltet, doch trotz der mehr als holprigen Straße haben wir es nicht verloren! Puh!
Ich bin bei Ute in der Posada
Brandenburg untergekommen. Ute lebt mit ihrem Mann schon seit 12
Jahren in Südamerika und betreibt diese sehr schön eingerichtete
Posada mit, zu diesem Preis (6 €/Nacht bei illegal getauschten Bolivares), richtig komfortablen Zimmern.
Sie hilft mir viel bei meiner Reiseplanung und meinem Aufenthalt in/durch Venezuela und erzählt mir vor allem viel über die fürchterliche Lage in diesem Land.
Sie hilft mir viel bei meiner Reiseplanung und meinem Aufenthalt in/durch Venezuela und erzählt mir vor allem viel über die fürchterliche Lage in diesem Land.
An ein Reisen durchs Land, vor allem
alleine und obendrein noch mit dem Fahrrad, ist nicht zu denken.
Also mache ich mir ein paar gemütlich Tage in der Posada (natürlich
gleich mit dem ersten Sonnenbrand, denn ich befinde mich hier auf
über 2000m) und dann soll es mit einem Überlandbus nach Kolumbien weitergehen.
Colonia Tovar ist eine Siedlung,
gegründet von deutschen Auswanderern im 19. Jahrhundert. Vieles
sieht aus wie im Schwarzwald und erinnert an Deutschland. Die Namen
der Leute, der Unterkünfte, der Geschäfte, deustche Bäckerei (mit
echtem Laugengebäck), deutscher Metzger... Also muss ich mich erst
mal noch nicht so arg umstellen...
Blick aufs Dorf
Der Dorfeingang
Überall gibt es Souveniers für die venezolanischen Touris,
die am Wochenende in Scharen über das Dorf herfallen
Hallo Papa, speziell für dich!
Der Blick von meiner Posada aus
Um mal Abwechslung in die Bilder zu bringen...
Leibspeise der Venezolaner hier: Fresa con Crema
(Erdbeeren mit Sahne)
Bereits auf dem Weg vom Flughafen nach
Colonia Tovar konnte man die Armut, die in ganz Venezuela
vorherrscht, erkennen. Obwohl Venezuela Unmengen an Erdöl besitzt
und täglich fördert, gibt es für die Bevölkerung nicht genügend
zu Essen. In allen Supermärkten gibt es leere Regale und
Nahrungsmittelknappheit wird unterstützt vom Fehlen ganz
alltäglicher Dinge, wie Auto-/Motorradersatzteile, Baumaterial...
Die Liste ist endlos. Es herrschen Zustände wie früher in
Ostdeutschland: Lebensmittel werden rationiert (z.b: nur ein Liter
Milch oder auch nur ein Pack Mehl pro Einkauf) und vieles gibt es
immer wieder nur noch unter der Ladentheke auf dem Schwarzmarkt. Auf nen Telefonanschluss wartet man über ein Jahr, auf ein Auto 4 bis 6 Jahre.
Für einen Euro bekomme ich offiziell
knapp 7 BFS, auf dem Schwarzmarkt hingegen 85 BFS. Überall läuft
nur noch alles mit Schmiergeldern und im letzten Jahr hatte das Land
eine Inflation von 56% (Die Löhne wurden jedoch natürlich bei
weitem nicht so angehoben. Der Durchschnittverdienst eines normalen
Arbeiters liegt bei grob 10000-12000 BFS, das momentan geschätzte
Existenzminimum liegt jedoch bei ca 20000 BFS. Der Mindestlohn liegt
gar nur bei 4000 BFS! Ironischerweise kostet Trinkwasser über das
5fache von Benzin.
Die katastrophalen Folgen für das Land
– Venezuela wird beherrscht von Korruption! Caracas ist nach
Studien jüngst zur offiziell zweitgefährlichsten Stadt der Welt
ernannt worden, Venezuela ist das Land mit der derzeit fünfthöchsten
Mordrate weltweit! Allein in Caracas gibt es jedes Wochenende um die
40 Morde. Von Politik, Militär und Polizei wird kaum was
unternommen, im Gegenteil, auch hier ist Korruption an der
Tagesordnung. Viele Leute verlassen daher Venezuela und wandern aus.
Erst mal noch ein paar Informationen zur Busfahrt:
In Caracas am Busbahnhof gibt es mehrere Kontrollen bis man einsteigen darf. So musste ich zunächst einen Soldaten schmieren, dass er mich mit meinem Fahrrad überhaupt zum Bus gelassen hat, trotz längerm Diskutieren und vorweisen meines Fahrscheins und dass alles mit dem Busunternehmen abgesprochen sei. (Ich wurde vorher von Pedro schon darauf hingewiesen, dass es wohl dazu kommen würde.) Am Bahnsteig musste ich dem Busfahrer dann für das mitnehmen meines Fahrrads mehr bezahlen, als mein Ticket gekostet hat. Aber ich hatte ja kaum eine andere Wahl und habe ihm alle meine BFS voll gegeben. Der Busfahrer hat mir dann aber "freundlicherweise" noch ein paar Bolivares zurückgegeben, damit ich die Kontrollen unterwegs schmieren könnte, denn mein Fahrrad sei zu auffällig und sonst würde alles viel zu lange dauern...
Tatsächlich wurden wir auf der Fahrt, abgesehen von mehreren Passierstellen mit Ausweiskontrollen, noch viermal angehalten und das Gepäck wurde kontrolliert. Wen es aus dem Bus dann erwischt hatte, musste aussteigen, mit den Soldaten diskutieren, dann doch ein Schmiergeld bezahlen und es ging weiter. Erstaunlicher- aber glücklicherweise war ich davon nicht mehr betroffen.
Hier ein paar Eindrücke von meiner Fahrt nach Caracas und der anschließenden Busfahrt...
Anhand des kurzen Einblicks, den ich hatte, lässt sich erahnen, dass es sich um ein Land mit sehr schöner Landschaft handelt, in dem aber verdammt viel passieren muss!
Donnerstag, 23. Januar
Also geht es für mich mit dem Überlandbus weiter, von Caracas direkt nach Kolumbien nach Cienaga, dort umsteigen und möglichst gleich noch weiter nach Bucaramanga. Dann soll es endlich aufs Rad gehen.Erst mal noch ein paar Informationen zur Busfahrt:
In Caracas am Busbahnhof gibt es mehrere Kontrollen bis man einsteigen darf. So musste ich zunächst einen Soldaten schmieren, dass er mich mit meinem Fahrrad überhaupt zum Bus gelassen hat, trotz längerm Diskutieren und vorweisen meines Fahrscheins und dass alles mit dem Busunternehmen abgesprochen sei. (Ich wurde vorher von Pedro schon darauf hingewiesen, dass es wohl dazu kommen würde.) Am Bahnsteig musste ich dem Busfahrer dann für das mitnehmen meines Fahrrads mehr bezahlen, als mein Ticket gekostet hat. Aber ich hatte ja kaum eine andere Wahl und habe ihm alle meine BFS voll gegeben. Der Busfahrer hat mir dann aber "freundlicherweise" noch ein paar Bolivares zurückgegeben, damit ich die Kontrollen unterwegs schmieren könnte, denn mein Fahrrad sei zu auffällig und sonst würde alles viel zu lange dauern...
Tatsächlich wurden wir auf der Fahrt, abgesehen von mehreren Passierstellen mit Ausweiskontrollen, noch viermal angehalten und das Gepäck wurde kontrolliert. Wen es aus dem Bus dann erwischt hatte, musste aussteigen, mit den Soldaten diskutieren, dann doch ein Schmiergeld bezahlen und es ging weiter. Erstaunlicher- aber glücklicherweise war ich davon nicht mehr betroffen.
Hier ein paar Eindrücke von meiner Fahrt nach Caracas und der anschließenden Busfahrt...
Blick auf Caracas (hinten in dem Tal versteckt)
Die Barrios von Caracas
Wohnungen für Leute mit Geld...
Ja, das ist eine Autobahnauffahrt
Überall politische Graffiti
Normales Verfassungsvermögen der Autos,
bei den Überladenen hatte ich die Kamera nicht schnell genug zur Hand
Was bin ich???
Richtig: eine Tankstelle!
Typischer Grill in Venezuela und Kolumbien: alte Fässer,
es gibt sie in Hoch- oder auch Querformat
An der Karibikküste ändert sich das Bild ein wenig: alles flach...
...ganz viele Palmen...
...und viel Müll
Anhand des kurzen Einblicks, den ich hatte, lässt sich erahnen, dass es sich um ein Land mit sehr schöner Landschaft handelt, in dem aber verdammt viel passieren muss!